Aus diesen ist die
unsichtbare Seele der Gerechtigkeit hervorgekommen, indem sie sowohl Gefährte
der Glieder und ein Gefährte des Körpers als auch ein Gefährte des Geistes ist.
Ob sie sich nun in dem Abstieg oder im Pleroma befindet, sie ist nicht von
ihnen, den Gliedern und dem Körper und dem Geist getrennt, sondern sie sehen
sie, die Seele, und sie hält nach ihnen Ausschau in dem unsichtbaren Logos.
Im Verborgenen brachte ihr
Bräutigam ihr ihn, den Logos, er legte ihn ihr in den Mund, damit sie ihn wie
eine Speise esse. Und er gab den Logos ihren Augen wie ein Heilmittel, damit
sie mit ihrem Verstand sehe und ihre Verwandten erkenne und Erkenntnis über
ihre Wurzel erlange, damit sie sich mit ihrem Zweig verbinde, aus dem sie
zuerst hervorgegangen ist; damit sie das, was ihr gehört, empfange und die
Materie hinter sich lasse.
wie er saß indem er Söhne
hatte. Die Söhne in Wahrheit, welche aus seinem Samen entstanden sind, man
pflegt die Söhne der Frau zu nennen: ,Unsere Brüder`.
So verhält es sich auch mit
der geistigen Seele: Als sie hinabgeworfen wurde in den Körper, wurde sie zum
Bruder der Begierde, des Hasses und des Neides, und sie wurde zu einer
materiellen Seele, so daß der Körper aus der Begierde hervorkam, und die
Begierde kam aus dem materiellen Sein hervor. Deswegen wurde die Seele ihnen
zum Bruder.
Und doch sind sie äußere
Kinder; es ist für sie unmöglich, das Männliche zu beerben sondern sie werden
allein ihre Mutter beerben. Wann immer deshalb die Seele zusammen mit den äußeren
Kindern erben will, denn die Besitztümer der äußeren Kinder sind die
Leidenschaften, der Stolz, die Lüste des Lebens, die Eifersüchte, der Haß, die Prahlereien,
das unnütze Geschwätz. Welches von diesen beiden man also will, das wird man
sich erwählen.
Jene, die Seele nun wird
geraten in übermäßigen Weingenuß, in Laster. Denn das Laster ist der Wein.
Deswegen denkt sie nicht an ihre Brüder und an ihren Vater, denn die Lust und
die süßen Gewinne betören sie.
Nachdem sie die Erkenntnis
abgelegt hatte, geriet sie in eine Tierheit. Denn ein Unverständiger befindet
sich in einer Tierheit: Er weiß nicht, was sich zu sagen schickt und was sich
nicht zu sagen schickt. Der besonnene Sohn dagegen beerbt seinen Vater mit
Fröhlichkeit, während sein Vater Freude an ihm hat, denn seinetwegen
empfängt er Ehre von jedermann. Und wiederum sucht er, der Sohn, nach einer Art
und Weise, die Dinge, die er empfangen hat, zu verdoppeln.
Die äußeren Kinder zu
vermischen mit denn wenn auch nur ein Gedanke an die Begierde in einen jungfräulichen
Menschen hineinkommt, blieb er befleckt. Und ihre an Begierde orientierte
Menschen Gefräßigkeit kann sich nicht mit Mäßigkeit mischen. Denn wenn sich die
Spreu mit dem Weizen mischt, ist es nicht die Spreu, die verunreinigt wird,
sondern der Weizen. Wenn sie, Spreu und Weizen nämlich miteinander vermischt
sind, wird niemand ihren Weizen kaufen, weil er verunreinigt ist. Aber sie
werden ihm, dem Händler schmeicheln und sagen: ,Gib uns diese Spreu!`, wenn sie
sehen, daß der Weizen unter sie gemischt ist; bis sie sie schließlich nehmen
und sie mit der gesamten übrigen Spreu zusammenwerfen, und sich jene Spreu mit all den
anderen Materien vermischt. Reinen Samen bewahrt man in sicheren Speichern auf.
Dies alles haben wir nun gesagt.
Und bevor überhaupt etwas
entstanden ist, ist es der Vater allein, der existierte, bevor weder die
Welten, die in den Himmeln sind, sichtbar wurden noch die Welt, die auf der
Erde ist, noch Herrschaft noch Gewalten noch die Kräfte offenbarten sich und Und
nichts ist ohne seinen Willen entstanden. Als er nun, der Vater, wollte, daß
sein Reichtum und seine Herrlichkeit offenbar werden, brachte er einen großen
Kampf in diese Welt hinein; denn er wollte, daß die Kämpfer offenbar werden;
daß alle, die kämpfen, die Dinge hinter sich lassen, die entstanden sind, und
sie verachten kraft einer erhabenen, unerreichbaren Erkenntnis und sie hineilen
zu dem, der existiert.
Und der Vater wollte in bezug
auf die, die gegen uns kämpfen, sie sind unsere Gegner, die gegen uns kämpfen,
daß wir siegreich sind über ihre Unwissenheit durch unser Wissen, da wir
bereits den Unerforschlichen erkannt haben, aus dem wir hervorgegangen sind.
Wir haben nichts in dieser Welt, damit nicht etwa die Gewalt der Welt, die
entstanden ist, uns zurückhalte in den himmlischen Welten, Wir sind beschämt
worden in den Welten. Wir kümmern uns nicht um diese Menschen, wenn sie uns
übel nachreden. Und wir achten nicht auf sie, wenn sie uns kränken.
Und wenn sie uns ins Angesicht schmähen, blicken wir sie an, ohne etwas zu
sagen.
Denn jene gehen ihrem
Geschäft nach, wir aber gehen umher, wobei wir uns unter Hunger und Durst nach
unserem Wohnort sehnen, dem Ort, auf den unser Lebenswandel und unser Gewissen
gerichtet sind. Wir binden uns nicht an die Dinge, die entstanden sind, sondern wir
wenden uns von ihnen ab und gründen unsere Herzen auf die Dinge, die
existieren. Wenn wir auch krank sind, schwach und betrübt, so ist doch eine
große Stärke in unserem Inneren verborgen.
Unsere Seele aber ist krank, da sie in einem
armseligen Gehäuse wohnt, während die Materie ihre Augen verwundet, um sie blind
zu machen. Deswegen eilt sie, die Seele, dem Logos nach und legt ihn auf ihre
Augen wie ein Heilmittel, indem sie sie, die Augen, öffnet und indem sie
wegwirft Danach, wenn jener sich wieder in Unwissenheit befindet, ist er ganz
finster und ein Hyliker. So verhält es sich auch mit der Seele, indem sie einen
Logos allezeit, um es dann wie ein Heilmittel auf ihre Augen zu legen, damit
sie sehend werde und damit ihr Licht die Streitigkeiten verberge, die gegen sie
kämpfen, und damit sie sie blende mit ihrem Licht und damit sie sie einschließe
bei ihrer Ankunft und damit sie sie zu Fall bringe durch eine Unermüdlichkeit
und damit sie freimütig rede kraft ihrer Macht und ihres Zepters.
Während ihre Feinde ihr
beschämt nachblicken, eilt sie nach oben in ihre Schatzkammer, in der ihr
Verstand ist, und in ihre sichere Scheune, weil niemand von denen, die
entstanden sind, sich ihrer bemächtigen konnte und sie auch nicht einen Fremden
in ihr Haus aufgenommen hat. Denn zahlreich sind die, die in ihrem Haus geboren
sind, die Tag und Nacht gegen sie kämpfen; sie haben keine Ruhe bei Tag noch bei
Nacht, denn ihre Begierde bereitet ihnen Schmerzen.
Deshalb nun schlafen wir
nicht, noch sind wir unachtsam in bezug auf die Netze, die im Verborgenen
ausgelegt sind, die uns auflauern, um uns zu fangen. Denn wenn auch nur wir in
einem einzigen Netz gefangen werden, wird es uns durch seine Öffnung
verschlingen, während das Wasser uns überflutet und in unser Gesicht schlägt.
Und wir werden hinab zum Schleppnetz gezogen und wir können von ihm aus nicht
wieder nach oben gelangen, denn die Wassermassen sind hoch über uns, indem sie
vom Himmel nach unten strömen und unser Herz in den Dreck des Schmutzes
untertauchen. Und wir werden ihnen nicht entkommen können. Menschenfresser
werden uns fangen und verschlingen, wobei sie sich freuen wie ein Fischer, der
einen Angelhaken in das Wasser wirft. Denn er wirft viele Arten von Nahrung in
das Wasser, weil nämlich jeder einzelne Fisch seine eigene Nahrung hat. Er
riecht sie und folgt ihrem Geruch. Wenn er sie nun frißt, so erfaßt ihn der
Angelhaken, der im Inneren der Nahrung verborgen ist und bringt ihn gewaltsam
aus den tiefen Wassern hinauf. Es ist nun keinem Menschen möglich, jenen Fisch
in den tiefen Wassern zu ergreifen außer durch die Falle, die der Fischer
angewandt hat: Mit einem Köder brachte er den Fisch herauf am Angelhaken.
Wie mit den Fischen verhält
es sich mit uns in dieser Welt. Der Widersacher hält Wache in bezug auf uns,
indem er uns auflauert wie ein Fischer, wobei er uns fangen will und sich
darauf freut, uns zu verschlingen. Er wirft nämlich viele Nahrungsarten vor
unsere Augen, Dinge, die zu der Welt gehören; er will, daß wir etwas davon
begehren und nur ein wenig kosten, so daß er uns ergreife durch sein
verborgenes Gift und uns aus der Freiheit bringe und uns in Knechtschaft
hineinstoße. Denn wenn er uns auch nur mit einer einzigen Nahrungsart ergreift,
besteht der Zwang, daß wir auch den Rest begehren. Am Ende jedoch werden die so
beschaffenen Dinge zur Nahrung des Todes.
Dies nun sind die
Nahrungsarten, mit denen der Teufel uns auflauert: Zuerst wirft er Traurigkeit
auf dein Herz, bis du betrübt bist wegen einer kleinen Sache dieses Lebens, und
er ergreift dich mit seinen Giften; und danach ergreift er dich mit einer
Begierde nach einem Kleid, damit du prahlst in ihm; und mit einer Geldgier, Stolz,
Überheblichkeit, Eifer, der auf anderen Eifer eifersüchtig ist, Schönheit des
Körpers, Beraubung von Menschen; die größten Laster von diesen allen sind
Unwissenheit und Müßiggang.
Diese alle bereitet der
Widersacher vortrefflich zu und breitet sie vor dem Körper aus, weil er will,
daß die Seele ihren Sinn auf eine von ihnen richte und er sie, die Seele
überwältige. Wie mit einem Angelhaken zieht er sie gewaltsam in Unwissenheit
und täuscht sie solange, bis sie vom Bösen schwanger wird und Früchte der Materie
gebiert und selbst wandelt in Befleckung, wobei sie vielen Begierden, den
Objekten von Gier, nachläuft, während die fleischliche Süße sie in Unwissenheit
zieht.
Aber die Seele, sie, die
diese Dinge gekostet hat, erkannte, daß süße Leidenschaften zeitlich begrenzt
sind. Sie hat Erkenntnis über die Schlechtigkeit empfangen. Sie hat sich ihnen,
den süßen Leidenschaften, entzogen und geriet in einen neuen Lebenswandel.
Danach verachtete sie dieses Leben wegen seiner zeitlichen Begrenztheit und
sucht nach den Speisen, die sie zum wahren Leben führen werden. Sie wendet sich
von der betrügerischen Nahrung ab und empfängt Erkenntnis über ihr Licht. Sie
wandelt, indem sie diese Welt ablegt, während sie bekleidet ist mit ihrem wahren
Gewand in ihrem Inneren und ihr Brautgewand ihr angelegt ist in einer Schönheit
des Herzens und nicht in einem Stolz des Fleisches; sie empfängt Erkenntnis
über ihre Tiefe und eilt in ihren Hof, während ihr Hirte an der Tür steht. Für
all die Schändlichkeiten und Unehren, die sie in dieser Welt em-pfangen hatte,
empfängt sie nun zehntausendmal soviel Gnade und Ehre.
Sie gab den Körper denen, den
Händlern, die ihn ihr gegeben hatten, und die mit Körpern Handel Treibenden
waren beschämt, während sie weinend dasaßen; denn sie konnten mit jenem Körper
keinen Handel mehr treiben, noch konnten sie einen anderen Handel mir ihr
treiben. Sie hatten große Mühen auf sich genommen, bis sie den Körper für diese
Seele angefertigt hatten, weil sie die unsichtbare Seele niederwerfen wollten.
Sie wurden nun angesichts ihres Werkes beschämt; sie erlitten den Verlust
dessen, wofür sie sich abgemüht hatten. Sie wußten nicht, daß sie, die Seele, einen
unsichtbaren geistigen Leib besitzt; sie dachten: ,Wir sind ihr Hirte, der sie
weidet.` Aber sie wußten nicht, daß sie einen anderen Weg kennt, der ihnen
verborgen ist, den ihr wahrer Hirte sie gelehrt hat durch Erkenntnis.
Diejenigen aber, die unwissend
sind, suchen
weder nach Gott, noch erkundigen sie sich nach ihrem eigenen Wohnort, welcher sich in
Ruhe befindet, sondern sie wandeln in einer Tierheit. Jene sind
schlimmer als die Heiden: Denn erstens suchen sie nicht nach Gott, weil es die
Verstocktheit ihres Herzens ist, die sie so hart macht, sie zu tun. Und ferner,
wenn sie einen anderen finden, der nach seiner Rettung fragt, so wirkt ihre
Verstockung des Herzens gegen jenen Menschen.
Und wenn er nun aber nicht aufhört zu
fragen, so pflegen sie ihn zu töten durch ihre Grausamkeit in dem Glauben,
etwas Gutes für sich getan zu haben.
Dabei sind sie doch die Kinder
des Teufels! Sogar die Heiden üben nämlich Barmherzigkeit, und sie wissen, daß
der Gott, der in den Himmeln wohnt, der
Vater des Alls ist und erhaben ist über ihren Götzen, den sie verehren. Sie
haben aber nicht das Wort gehört, daß sie nach seinen Wegen forschen könnten.
So verhält es sich nun mit
dem unverständigen Menschen: Er hört zwar die Einladung, aber er kennt nicht
den Ort, an den man ihn eingeladen hat. Und während der Predigt hat er nicht
gefragt: ,An welchem Ort befindet sich der Tempel, zu dem ich gehen soll und in
dem ich zu meiner Hoffnung beten soll?` Wegen seiner Unverständigkeit ist er
schlimmer als ein Heide, denn die Heiden kennen nämlich den Weg, den sie zu
ihrem Steintempel gehen, der vergänglich ist, und sie verehren ihren Götzen, während
ihre Herzen auf ihn gerichtet sind, denn er, der Götze, ist ihre Hoffnung. Diesem
Unverständigen aber hat man das Wort verkündigt, wobei man ihn belehrte: ,Frage
und forsche nach den Wegen, auf denen du gehen kannst: Es gibt nämlich keine
Sache, die so gut ist wie diese Sache!` Daraus ergibt sich, daß das Wesen der Verstockung des
Herzens seinem Verstand einen Schlag versetzt zusammen mit der Wirksamkeit der
Unwissenheit und dem Dämon des Irrtums. Sie lassen nicht zu, daß sein Verstand sich aufrichte,
denn er soll sich nicht abmühen, indem er sucht und so seine Hoffnung erkennt.
Die verständige Seele aber,
die sich abmühte, indem sie suchte, empfing Erkenntnis über Gott. Sie
arbeitete, indem sie nachforschte, indem sie im Körper Ungemach litt, indem sie
die Füße wundlief nach dem Evangelisten, indem sie Erkenntnis über den
Unerforschlichen empfing. Sie fand ihren Aufstieg. Sie kam zur Ruhe in dem, der
ruht. Sie
ließ sich nieder im Brautgemach. Sie aß von der Nahrung, nach der ihr hungerte. Sie
empfing die unsterbliche Speise. Sie fand das, wonach sie gesucht hatte. Sie
empfing Ruhe von ihren Mühen, während das Licht, das auf sie scheint, nicht
untergeht. Zu diesem gehört die Ehre und die Macht und die Offenbarung bis in
alle Ewigkeit. Amen.