Vorbilder
der Jesus-Saga |
Die
Geschichte Jesu, seine Geburt, sein Leben, seine Taten und auch seine
Auferstehung sind in der Welt der Antike nichts Einmal-iges.
Gern will uns die Kirche weismachen, Jesus Ideen seien einzigartig und
revolutionär gewesen und sein Leben ganz außerge-wöhnlich
verlaufen. Das Gegenteil ist der Fall!
Herakles
Die
Heraklesreligion war zur Zeit Jesu in Syrien, Griechenland und
von Rom bis zum Rhein bekannt. Seine Mutter Alkmene
und der Adoptivvater Amphitryon reisten zur Entbindung
von Mykenai nach Theben, so wie Josef und Maria von
Nazareth nach Bethlehem.
Göttervater
Zeus hatte Herakles' Geburt vorausgesagt, so wie die Propheten des Alten
Testaments das Kommen Jesu' angekündigt hatten. Und kaum war er auf der Welt,
wurde auch Herakles von seinen Feinden gesucht und verfolgt.
Herakles
wie auch Jesus zogen sich vor ihrem Wirken in die
Einsamkeit zurück. Dort erkannten sie ihre Berufung und widerstanden der
Versuchung des Bösen. Beide gehorchten einem göttlichen Vater, wandelten übers
Wasser und wurden Heiland und Friedens-bringer
genannt.
Dem
Johannesevangelium zufolge starb Jesus mit den Worten (Joh
19,30) "Es ist vollbracht", während die Erde bebte und der Him-mel sich verdunkelte. Herakles' letzte Worte, bevor er
zum Vater in den Himmel schwebte, waren genau dieselben. Angeblich starb er in
Anwesenheit seiner Mutter und seines Lieblingsjüngers Hyllos.
Der Schuldige an seinem Tod hängte sich wie Judas nach sein-em
Verrat aus Reue auf.
Apollonius
Apollonios
von Tyana zum Beispiel, war ein Zeitgenosse Jesu.
Sein von Philostratos aufgeschriebenes Leben liest
sich wie eine Ab-schrift der biblischen
Jesusgeschichte, zum Teil wie ein Evangelium.
Seine
Geburt begleiteten himmlische Erscheinungen und im Tempel verblüffte er schon
als junger Mann mit seiner Weisheit alle Priester. Später zog er mit Jüngern
predigend durchs Land und sah sich selbst als Gottgesandter. Wie Jesus lehnte
auch Apollonios blutige Opfer ab.
Er
trieb böse Geister aus, heilte Lahme und Blinde und tat alle möglichen Wunder.
Auf Rhodos überzeugte er einen Reichen von der Nutzlosigkeit des Reichtums und
in Rom erweckte er ein totes Mädchen zum Leben. Seinen Jüngern kündigte er
seine Verur-teilung vorher an und nach seinem Tod
stieg er direkt zum Himmel auf.
Menachem
Ein
anderer selbst ernannter Führer war Menachem ("der Tröster") Auch um
ihn ranken sich Legenden von einer Geburt in Bethle-hem,
wenn auch in einem Königspalast. Er beeindruckte im ersten nachchristlichen
Jahrhundert vor allem die Juden und rief zum Widerstand gegen die Besatzer auf.
Im
Gegensatz zu Jesus vertraute Menachem auf die Macht der Waffen und setzte sich
an die Spitze aufständischer Partisanen, der Zeloten. In vielen Kämpfen machten
sie den Römern das Leben schwer, bis sie in Masada
durch einen gemeinsamen Selbstmord ihr Ende fanden.
Asklepios
Der
Kult um Asklepios war schon im 5. vorchristlichen
Jahrhundert weit verbreitet. Er rief Gläubige aus aller Welt nach Epidauros zu Wunderheilungen. An Asklepios'
Altar stand in großen Lettern das Wort "soter",
zu deutsch "Heiland".
Der
Theologe Carl Schneider, der sich ausführlich mit dem Ritus dieser
griechisch-römischen Gottesfigur auseinandergesetzt hat, berichtet: "Wie Asklepios heilte Jesus mit seiner ausgestreckten oder
aufgelegten Hand oder mit einem Finger. Ein von Asklepios
geheilter Blinder sieht wie ein von Jesus Geheilter zunächst nur Bäume."
Im
Markusevangelium hört sich die biblische Version dieser Geschichte
folgendermaßen an (Mk 8,24-25): "Und er (der
Blinde) sah auf und sprach: Ich sehe die Menschen, als sähe ich Bäume
umhergehen. Danach legte er (Jesus) abermals die Hände auf seine Au-gen. Da sah er deutlich." Beide Wunderheiler
besänftigten auch Stürme und erweckten Tote zum Leben. Asklepios'
Attribut war ein Stab mit einer eingedrehten Schlange. Der Äskulapstab ist
heute das Symbol der Ärzteschaft.
Mithras
Der
bedeutendste Gott im Römischen Reich war zu jener Zeit aber Mithras.
Noch im Jahr 307 ernannten ihn die römischen Kaiser Diokletian,
Galerius und Licinius zum
"Beschützer ihres Reiches" und huldigten ihm, nicht dem Gott der
Christenheit.
Wie
die katholische Kirche kannte der Mithraskult sieben
Sakramente und die Taufe, es gab ein mystisches Mahl (Abendmahl), Fir-mung und Kommunion mit Brot und Wasser. Man rechnete
mit einem Jüngsten Gericht und glaubte an eine Auferstehung nicht nur des
Geistes, sondern auch des Körpers. Die Hostien trugen ein Kreuzzeichen, auf den
Altären brannte ein Ewiges Licht und man wusch mit Blut die Sünden ab.
Seine
Geburt wurde am 25. Dezember gefeiert und er sah sich als Vermittler zwischen Ormuzd, dem Lichtgott im Himmel, und Ahriman,
dem Satan, alias Beelzebub, alias Belial im Innern
der Erde.
Kaum
jemand weiß heute, dass noch im 4. Jahrhundert der "Mithracismus"
beliebter und verbreiteter als das Christentum war. Die Römer bauten nicht nur
in Rom zu Ehren dieses Gottes prächtige Tempel. In London und Paris entstanden
Heiligtümer und allein in Deutschland wurden bisher vierzig Kultstätten
entdeckt. Erst päpstliche Verbote und Gewalt verhinderten, dass der Mithraskult das Christentum weiterhin bedrohte.
Dionysos
Dionysos,
der Sohn des Gottes Zeus und einer irdischen Frau namens Semele,
war ebenfalls das Ergebnis einer unbefleckten Em-pfängnis.
Dionysos wurde in einen Korb, Jesus in eine Krippe gebettet. Und auch Dionysos
verwandelte Wasser in Wein, starb am Kreuz und stand danach von den Toten auf.
Der
Kult um Dionysos war im Mittelmeerraum weit verbreitet und man huldigte ihm von
Syrien bis nach Spanien. In vielen griech-ischen
Städten standen Heiligtümer und in Rom lebten einige tausend bekennende
Dionysos-Anhänger. Nonnos von Panopolis
schrieb 48 Epen zu Ehren dieses Gottes.
Wir
sehen also, dass der Kult um Jesus in Mythos und Liturgie eng an die Vorbilder
anderer leidender und nach dem Tod aufer-standener
Götter angelehnt ist. Zufall können die vielen Übereinstimmungen zwischen den
alten Religionen und dem Ursprung der christlichen Lehre jedenfalls nicht sein.
Zu
Göttern erhobene Menschen waren zu Jesus' Zeit an der Tagesordnung und überall
beliebt. Der römische Satiriker Petronius be-
obachtete
seine Landsleute mit scharfem Auge und schrieb: "Unsere Gegend ist so voll
von gegenwärtigen Gottheiten, dass man leichter einen Gott als einen Menschen
findet."
Was hat
Jesus schriftlich hinterlassen? |
Jesus
selbst hat nichts aufgeschrieben, was uns überliefert ist, obwohl er zweifellos
lesen und schreiben konnte. Sonst hätte er kaum im Tempel mit den Priestern
über die alten Schriften diskutieren können. Allein diese Tatsache, die niemand
bestreitet, sollte uns aufhorchen lassen. Ein gebildeter und weitblickender Mensch hat uns nicht eine einzige Zeile
seiner angeblich so heilsbringenden und die Welt
bewegenden Botschaft hinterlassen. Er hat kein Denkmal aufgestellt, keinen
Stein mit Texten behauen, keinem Chron-isten etwas
diktiert und keinen mächtigen Herrscher zu überzeugen versucht oder etwas
anderes getan, um seine Verkündigung der Nachwelt zu hinterlassen.
Jesus
Verfluchungen |
Auch
von Jesus finden wir nicht nur versöhnliche und barmherzige Sprüchlein. Hier
ein paar Beispiele, die einen hassenden und un-versöhnlichen Jesus zeigen:
(Mt 10,34-35): "Ihr sollt nicht meinen, dass ich
gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden
zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu
entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die
Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter."
(Mt 5,21-22): "Ihr habt gehört, dass zu den Alten
gesagt ist "Du sollst nicht töten"; wer aber tötet, der soll des
Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder (gemeint ist
der Glaubensbruder) zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem
Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats
schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuld-ig."Wer seinen Glaubengenossen für einen Narren
hält, also dessen Lehre anzweifelt, macht sich des Todes schuldig. Wo spricht
hier der barmherzige Menschenfischer? Wie im Alten Testament ist auch in den
Evangelien das In-Frage-Stellen des Glaubens das schlimmste aller Verbrechen.
Nicht weit von der Bergpredigt entfernt lesen wir unter anderem auch Jesus'
hasserfüllte Verfluchung dreier Städte, die seiner Lehre nicht zujubeln wollten
(Mt 11,23): "Und du, Kapernaum,
wirst du bis zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden." Ist die Feindesliebe also
nur eine nette Floskel, um schwache und ängstliche Schäfchen zu gewinnen?
Jesus, das sanfte Lamm Gott-es, sprach zu seinen
Jüngern (Mt 13,41-42): "Der Menschensohn wird
seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum
Abfall verführt, und die da Unrecht (früher hieß es an dieser Stelle: "das
Gesetz Gottes nicht") tun, und werd-en sie in
den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein."
Als
eine Frau Jesus um Hilfe bat, wies er sie barsch ab (Mt 15,24): "Ich bin
nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel." Fremden zu
helfen, war also nicht sein Sinn. Erst als die Frau ihn ein zweites Mal
unterwürfig ("hündisch") anbettelt, erfüllt er ihre Bitte.
Wer
gegen ihn war, dem wünschte er, (Mt 18,6): "daß
ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am
tiefsten ist." Wo spricht hier Jesus' angebliche Feindes- und
Nächstenliebe?
Jesus
beschimpft die Schriftgelehrten als (Mt. 23,33) "Schlangen,
Narrengezücht", obwohl er immer wieder mahnte: (Lk
6,37) "Verdammt nicht!" und (Mt 7,1)
"Richtet nicht!"
Den
Juden wünschte Jesus Tod und Verderben (Mt 23,35):
"... damit über euch komme all das gerechte Blut."
Mit
harten Worten verkünden die Evangelisten, wie Jesus die Ungläubigen bestrafen,
verbrennen, vernichten, in Stücke hauen oder in den Feuerofen werfen wird (Mt 25,41): "Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das
ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel."
Auch
Tieren gegenüber kannte Jesus keine Rücksicht. In einer Geschichte ließ er
Dämonen in eine (Mk 5,11) "Herde Säue"
fahren, die sich daraufhin ersäufte.
Jesus
empfahl auch (Mk 9,43): "Wenn dich deine Hand
zum Abfall (Vom Glauben abfallen) verführt, so haue sie ab! Es ist besser für
dich, daß du verkrüppelt zum Leben eingehst (stirbst), als daß du zwei Hände
hast und fährst in die Hölle."
(Mk 16,16): "Wer da glaubt und getauft wird, der wird
selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." Warum nur
diese Angst vor den Ungläubigen, ist man doch im Besitz der selig machenden
Wahrheit?
Jesus
erregte Aufsehen durch verbale Kraftmeierei und Hetzparolen (Lk 11,23): "Wer nicht mit mir ist, der ist gegen
mich."
Im
Lukasevangelium instruierte Jesus zweiundsiebzig Jünger über das Vorgehen bei
der Missionierung. Punkt für Punkt zählte Je-sus auf,
wie sie sich zu benehmen hätten. Unter anderem riet er ihnen, niemanden zu
grüßen (Lk, 10,4): "Tragt keinen Geldbeutel bei
euch (…) und grüßt niemanden unterwegs."
Sollten
die Jünger in eine Stadt kommen, die sie nicht aufnehmen will, sollten die
Jünger nicht etwa die Bewohner mit Argumenten, guten Taten oder eindrücklichen
Argumenten überzeugen. Nein, sie sollten der ganzen Stadt mit Tod und Untergang
drohen und sie beschimpfen (Lk 10,11): "Auch den Staub aus eurer Stadt, der sich an unsre Füße
gehängt hat, schütteln wir ab auf euch. Doch sollt ihr wissen: das Reich Gottes
ist nahe herbeigekommen. Ich sage euch: Es wird Sodom erträglicher ergehen an jenem Tage als dieser Stadt.
Jesus
sagte ganz klar, warum er hier war (Lk 12,49):
"Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber,
als dass es schon brennte!"
Warum
werden die Menschen verpflichtet und nicht überzeugt? (Lk
12,5): "Fürchtet euch vor dem, der, nachdem er getötet hat, auch Macht
hat, in die Hölle zu werfen. Ja, ich sage euch, vor dem fürchtet euch."
(Lk 19,27): "Doch diese meine Feinde, die nicht
wollten, dass ich ihr König werde, bringt her und macht sie vor mir nieder."
Das hört sich ja gar nicht so schlimm an, werden Sie jetzt vielleicht denken.
Niedermachen bedeutet sicher Niederwerfen. In der Luth-erfassung
von 1940 steht aber noch unversöhnlich: "... und erwürgt sie vor
mir."
Obwohl
Jesus gelegentlich gegen die Benutzung von Waffen aufrief, forderte er dennoch,
jeder seiner Jünger (Lk 22,36) "verkaufe seinen
Mantel und kaufe ein Schwert." Waffengewalt war ihm also Recht, wenn es um
die Durchsetzung seiner persönlichen Inte-ressen
ging.
Nächstenliebe?
Weltliebe? Menschenliebe? Das waren angeblich nicht Jesus' Forderungen.
Johannes schreibt (1. Jh 2,15): "Habt nicht lieb
die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebhat,
in dem ist nicht die Liebe des Vaters."
(Hebr 10,31): "Der Herr wird sein Volk richten.
Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen."
Jesus
verlangte immer wieder Feindesliebe. Aber nirgends wird berichtet, dass er
seinen Gegnern und Feinden jemals etwas ver-ziehen
hat.
Jesus
Kindheitsevangelium |
Weit verbreitet war lange Zeit
das noch heute in Buchhandlungen erhältliche apokryphe
(in der Bibel nicht aufgeführte) Kindheits-
evangelium,
dessen angeblicher Verfasser Thomas ebenfalls den Namen eines Jesus-Jüngers
trägt.
Der
eine oder andere Bibelwissen- schaftler ist der
Auffassung, es verdiene eine Aufnahme in die Bibel.
Erzählt
wird die frühe Kindheit Jesu. Wie diese ausgesehen haben soll, will ich an ein
paar kurzen Beispielen zeigen: Eines schönen
Tages
spielte der fünfjährige Jesus am Ufer eines Baches. Zum Spaß leitete er das
vorbeirauschende Wasser mit bloßer Willenskraft in kleine Teiche um (3,1-3).
Ein
Nachbarsjunge nahm einen Weidenzweig und fegte das sorgfältig angesammelte
Wasser wieder aus den Pfützen. "Du Dumm-
kopf",
schrie Jesus. "Was haben dir denn die Teiche getan? Jetzt wirst auch du
verdorren!" Nach diesen Worten fiel der Junge auf der Stelle tot um und
Jesus ging frohgemut nach Hause.
Ein
paar Tage später, als Jesus durch Nazareth bummelte (4,1-8), rempelte ihn ein
Kind an. Jesus wurde wieder wütend. "Du sollst auf deinem Weg nicht
weitergehen!", fauchte er und auch dieser Junge fiel hin und starb.
Die
Menschen im Dorf wurden aufgebracht und wandten sich an Josef, damit er den
Jungen zur Rechenschaft zöge (5,1-9). Doch das verärgerte Jesus noch mehr und
er machte alle blind, die sich über ihn beschwert hatten. Sein Motto lautete
ganz im alttestamentarischen Sinn: Wer mich nicht respektiert, wird bestraft!
In
einer anderen Geschichte (16,1-2) schickte Josef seinen Sohn Jakobus los, um
Holz zu sammeln. Dabei biss diesen eine Natter in die Hand. Starr fiel er zu
Boden, dem Tode nah. Da trat Jesus auf ihn zu und blies auf die Wunde. Sofort
hörte der Schmerz auf, das Tier zerplatzte und Jakobus war wohlauf.
Hat Jesus
wirklich gelebt? |
Seit
den ersten Tagen des organisierten Christentums stellen sich Menschen diese
wichtige Frage. War Jesus menschlich und sterb-lich,
war er der vom Herrn gesandte und zu ihm zurückgekehrte Gottessohn oder nur
eine Legendengestalt?
Für
viele Zweifler ist das eine wichtige Frage und man könnte sie sich sparen,
würde Jesus endlich wie versprochen wiederkehren. Aber nach 2.000 Jahren
hoffnungsvollen Wartens und endlosen Betens "Unser Herr, komm!" und
"Komm, Herr Jesus!" ist wohl nicht mehr damit zu rechnen.
Dass
Jesus der Sohn Gottes und auferstandene Christus sein soll, lesen wir in der
Bibel. Wenn er aber auch eine historische Person gewesen sein soll, müssten wir
das auch aus anderen Quellen erfahren. Gerade dort könnten wir vielleicht
interessante Information-en über den Nazarener
erhalten.
Genau
genommen nennt ihn die Bibel ja den "Nazoräer",
was alles Mögliche bedeuten kann, aber nicht "Der Mann aus Nazareth".
Zu Recht, denn damals existierte keine Stadt dieses Namens. Der Historiker
Flavius Josephus listet in einer zeitgenössischen
Schrift 63 Orte im kleinen Galiläa auf, ein Nazareth erwähnt er aber nicht.
Sollte
es damals doch ein Nazareth gegeben haben, muss der Ort mehr als bescheiden
gewesen sein, obwohl laut Bibel (Lk 4,16) eine
Synagoge dort gestanden haben soll, in der Jesus aus den heiligen Schriften
vorgelesen haben will. Kleinfunde beweisen, dass damals höchstens ein paar
armselige Hütten gestanden haben können, die den Namen Ort nicht verdienen.
Man
stelle sich vor, ein religiöser Mann mit besonderer Ausstrahlung wäre durchs
Heilige Land gereist. Er hätte die Massen bewegt und die Obrigkeit beunruhigt.
Mit Sicherheit hätten überall Schreiber davon berichtet.
Solche
Ereignisse wären nicht unbemerkt geblieben, nicht in einer Zeit, als Juden und
Griechen unermüdlich notierten, was um sie herum geschah und die Römer rund ums
Mittelmeer einen riesigen, alles Wichtige rapportierenden
Beamtenapparat unterhielten.
Außerhalb
der wenigen biblischen Texte hat uns die Geschichte keinerlei Indizien über
Jesus hinterlassen.
Es
gibt keine Notiz, keine Inschrift und noch nicht einmal einen
Pergamentschnipsel aus jener Zeit, der auf die irdische Existenz des Messias
hinweisen würde.
Die
biblischen Quellen wiederum entstanden erst nach dessen angeblicher Lebenszeit
und gingen allesamt durch missionarisch mo-tivierte
Hände. Der älteste Text, entweder ein Paulusbrief oder der Jakobusbrief, kann
frühestens aus dem Jahr 50 stammen. (Päpst-liche
Hoftheologen gehen übrigens davon aus, dass Jesus um das Jahr 30 gestorben ist,
obwohl es keine verlässlichen Anhaltspunkte dafür gibt.) Die Briefe enthalten
übrigens keine biografischen Fakten zum Lebensweg Jesu.
Entweder
hatten die Berichterstatter aus Palästina, Griechenland und Rom den
umherziehenden Gottessohn ignoriert oder sie hatten schlicht und einfach nichts
von ihm gehört. Selbst der Zeitgenosse Justus von Tiberias (†92/93), der
Galiläa und seine Bewohner genau kannte, erwähnte nie den Menschenfischer am
Jordan.
Auch
unter den fünfzig Schriften, die wir von Philon von Alexandria (20 v. Chr.-50)
besitzen, ist kein Hinweis auf die Ereignisse aus den Evangelien zu finden.
Dabei war Philon ein jüdischer Theologe, der das religiöse und philosophische
Leben zur Zeit Jesu aktiv mitgestaltet hatte. Viele
seiner Schriften befassen sich mit jüdischem Glauben und religiösen Sekten. Und
nichts anderes als eine jüdische Sekte waren die Christengemeinden zu Anfang.
Flavius
Josephus erwähnte in seinen Schriften aus jener Zeit
insgesamt 20 Männer, die alle den Namen Jesus tragen, aber in keiner Weise mit
unserem Jesus der Evangelien identisch sein können. Dieser Name war also weit
verbreitet und scheinbar beliebt. Selbst wenn also morgen ein Grab mit der
Inschrift "Hier liegt Jesus" gefunden würde, bliebe immer noch die
Frage, ob hier ein wundertätiger Gottessohn, der Messias der Evangelien oder
ein sterblicher Mann gleichen Namens begraben liegt.
Kluge
Köpfe äußern sich daher immer wieder kritisch über die vermeintliche Existenz
Jesu. Johann Wolfgang von Goethe sprach vom "Märchen von Christus"
und wetterte: "Die Geschichte des guten Jesus habe ich nun so satt, dass
ich sie von keinem, außer von ihm selbst, hören möchte."
Napoleon
zweifelte an der Person Jesus genauso wie Friedrich der Große. Friedrich
Nietzsche schrieb mit böser Feder: "Zum Christentum wird man geboren, man
muss dazu nur krank genug sein."
Schon
2.000 Jahre vor ihm legte der Philosoph und Christ Justin (100-165) in seinem
"Dialog" dem Juden Tryphon in den Mund:
"Ihr habt euch eine Wahnvorstellung gemacht. Ihr habt euch selbst Christus
gebildet."
Ein
kleiner Hinweis über den Messias namens Jesus findet sich auf den ersten Blick
in einer aus dem 11. Jahrhundert erhaltenen Handschrift von Flavius Josephus. Es ist also eine Abschrift unzähliger Abschriften
und Übersetzungen.
Wir
wissen von dieser Jesus-Erwähnung hauptsächlich aus den
"Kirchengeschichten" des Eusebius (265-339), eines Hoftheologen von
Kaiser Konstantin. Eusebius schrieb, bei Flavius Josephus
gelesen zu haben, Jesus hätte als Lehrer Wunder gewirkt, sei zum Kreuzigungstod
verurteilt worden und am dritten Tag als Lebendiger wieder erschienen, wie
Propheten es vorausgesagt hätten.
Historiker
nehmen nun an, dass sich die Schilderung von Jesus nur aufgrund dieses
Hinweises aus Eusebius' Feder in vielen mittel-alterlichen
Josephus-Exemplaren findet. Man hält den Einschub im
Text von Flavius Josephus heute also durchweg für
eine christ-liche Fälschung, zumindest in dieser
Fassung.
Die
pathetischen Worte, mit denen Josephus den
angeblichen Christus beschreibt, passen nicht zum übrigen Kontext seiner Schrift-en. Der Echtheit des Textes widerspricht auch eine
Beschreibung Josephus' über die jüdischen
Freiheitskämpfer, für die er keinerlei Sympathie empfand: "Was sie
besonders zum Krieg antrieb, war ein vieldeutiges Orakel, das sich in ihren
heiligen Schriften fand und besagte, dass zu dieser Zeit einer aus ihrem Land
der Führer der Welt werden sollte."
Das
sieht sogar Werner Keller, Autor des Bestsellers "Und die Bibel hat doch
recht", so: "Als Fälschung hat man wohl die (...) an-
geführte
Josephus-Stelle zu betrachten.
Bezeichnend
ist auch, dass sich andere frühe Kirchenväter wie Justin (um 150), Tertullian (um 200) oder Cyprian
(um 250) nicht
auf
diesen angeblichen Text berufen, obwohl er ihnen doch äußerst willkommen hätte
sein müssen.
Als
weiteres Indiz für eine Fälschung ist eine Handschrift des Josephus-Textes
aus dem Besitz des holländischen Theologen Ger-hard
Johann Vossius aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich
kein Wort über Jesus fand.
Die
moderne christliche Theologie hat es aufgegeben, in Jesus eine historische
Person sehen zu wollen. Sie verkündet ganz bewusst eine mythische Heilsfigur,
die sie den Bedürfnissen der Gläubigen und den Strömungen der Zeit anpassen
kann. Der Christus der Urgemeinden ist davon allerdings weit entfernt.
Man
ist heute versucht anzunehmen, in den oberen Etagen der Kirchenführung sei man
ganz zufrieden, dass sich Jesus nicht mehr blicken lässt.
Er könnte nämlich ganz anders
sein, als man ihn in den letzten 2.000 Jahren präsentiert hat.
Sind Jesus
Verkündigungen brauchbar? |
Mehr
als eine Hand voll ethischer Vorschriften geben die Evangelien für das
alltägliche Leben leider nicht her. Nicht einmal die Kernaussagen Jesu sind und
waren jemals von praktischer, weltlicher Nützlichkeit.
Im
Grunde nimmt die Gebote und feierlichen Versprechen Jesu niemand ernst. Sonst
dürften wir keine Banken haben (Mt 6,19): "Ihr
sollt euch nicht Schätze sammeln".
Wir
bräuchten keine Polizei (Mt 5,40) "Wenn jemand
mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel"
und keine Gerichte (Mt 7,1) "Richtet
nicht".
Außerdem
könnten wir uns die ganze quälende Arbeitsmarktdiskussion sparen (Mt 6,25): "Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen
und trinken werdet." Es reicht völlig, sich um das Reich Gottes zu kümmern,
dann (Mt 6,33) "wird euch das alles
zufallen."
Wo
aber ist denn der gute (Joh 10,11) "Hirte",
der für seine "Schafe" sorgt? (Was für eine Geringschätzung, mündige
Menschen "Schafe" zu nennen!) Man stelle sich vor, Millionen Menschen
würden ihre Arbeit niederlegen, sich gemütlich hinsetzen und auf Jesus
vertrauend nur noch beten.
Paulus,
der Jesus immer wieder grundlegend widersprach, hatte dieses Problem schon früh
erkannt und die Christenregel vom faul-en Herumliegen
umgehend aufgehoben (2. Thess 3,10): "Wer nicht
arbeiten will, der soll auch nicht essen."
Jesus
machte keine Anstalten, herrschende Missstände aktiv zu beseitigen. Auch bei
ihm suchen wir vergebens nach Lösungen für real existierende Probleme und
Grausamkeiten.
Wir
finden keine Proteste gegen die zu seiner Zeit weit verbreitete Sklavenhaltung
und keinen Aufruf zur Achtung vor der Natur und den Tieren.
Wir
finden keinen Rat, der bei einer Schwangerschaft nach Vergewaltigung helfen
kann, keine medizinischen Anweisungen gegen Krankheiten, kein Wort zur Gewalt
in Familien oder andere Hilfen für wirklich dramatische Probleme.
All
das war Jesus wohl zu banal. Abgesehen von einem gelegentlichen "Liebet
euch!" hat er nichts Sinnvolles gegen die Not der Menschen hinterlassen.
Was
ihn dagegen interessierte, waren Glaubensregeln, Herrschaft, Schuld, Strafe und
immer wieder Gehorsam, Gehorsam, Gehor-sam (Mt 13,41-42): "Und die da Unrecht tun, werden sie (die
Engel) in den Feuerofen werfen."
Leider
hat Jesus, wie zuvor sein himmlischer Vater im Alten Testament, nichts wirklich
Neues zu verkünden gewusst. Trotz gött-licher
Abstammung erkannte er nicht, dass Menschen und Affen dieselben Vorfahren
haben, dass Blitze elektrische Entladungen sind und die Sterne nicht am
Firmament über der Erde aufgehängt sind. Jesus glaubte noch an Winddämonen und
Geister und kon-ferierte mit dem Teufel in der Wüste.
Als
die Priesterschaft Jesus fragt, warum er denn mit (Lk
5,30) "Zöllnern und Sündern" esse und trinke, antwortet dieser (Lk 5,32): "Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu
rufen und nicht die Gerechten."
Eine
wohlklingende Antwort auf den ersten Blick, aber wie Jesus Zöllner und Sünder
mit Essen und Trinken zu einem Sinneswand-el bewegen
will, bleibt offen. Sollte unsere Polizei mit Drogendealern essen gehen, um sie
von ihrem Tun abzubringen?
Bei
Johannes werden die Interpretationen von Jesus' realitätsfernen Sprüchen im
selben Ausmaß vage, wie seine Person als Christus vergöttlicht
wird. Als die Schriftgelehrten eine Frau wegen (Joh
8,3) "Ehebruch" anklagen und Jesus um Rat fragen, bückt der sich,
schreibt mit dem Finger etwas in die Erde, richtet sich wieder auf und spricht
den berühmten Satz (Joh 8,7): "Wer unter euch
ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie."
Wunderschön
gesagt! Aber ob es der armen Frau geholfen hat und wie diese angebliche
Weisheit im täglichen Leben angewandt und ins Rechtssystem einer Gemeinde oder
gar einer Nation aufgenommen werden soll, lässt Jesus offen.
Es
ist deshalb nicht mehr als ein poetischer Vers. Oder sollte unsere Regierung
alle Richter nach Hause schicken und das Bestrafen einstellen? Schließlich sind
alle Menschen sündhaft (Röm 3,9): "Denn wir haben
soeben bewiesen, daß alle unter der Sünde sind."
Im
Grunde hinterließ Jesus keine verbindlichen Richtlinien über das, was man tun
oder besser unterlassen sollte. Reiche zum Bei-spiel
werden nur bei Lukas attackiert. An anderen Stellen ist Reichtum nicht
grundsätzlich verpönt, auch wenn das in der heutigen Leistungsgesellschaft
viele Gläubige gerne so hätten.
Weitere
unangenehme, aber die Menschen betreffende Themen wie Abtreibung, Verelendung,
Alkoholismus, Jugendkriminalität, Invalidität, Arbeitslosigkeit, Altersvorsorge
und viele andere erwähnen die Evangelien mit keinem Wort. Die tatsächlichen
Probleme der Menschen waren ihnen von zu geringer Bedeutung.
Ludwig
Feuerbach hat in seinem Buch "Das Wesen des Christentums" zum
Beispiel beschrieben, welch geringen Stellenwert pflanzliches und tierisches
Leben in der biblischen Verkündigung hat. Kein einziges Wunder ist überliefert,
bei dem Jesus ein Tier geheilt oder sich für es eingesetzt hätte. Tiere und
Pflanzen waren für die meisten Menschen der Antike seelenlose Geschöpfe.
War Jesus
ein Revolutionär? |
Erich
Fromm, der Begründer der humanistischen Psychoanalyse, sah in Christus einen
Sohn, der gegen die gottväterliche Autorität aufbegehrte, so wie es kleine
Leute manchmal gegen die Mächtigen tun.
Er
hielt den christlichen Glauben für "eine Religion von Empörern und
Revolutionären."
Wir
sollten diesen Gedanken nicht unwidersprochen übernehmen, denn das frühe
Christentum war weder staats- noch autoritäts-feindlich. Es lehnte sich
höchstens gegen die beengenden Regeln der Tempelpriester auf.
Zudem
war die Anhängerschaft der ersten Christen bis weit ins 4. Jahrhundert hinein
so gering, dass man nicht von einer umfass-enden
Volksbewegung sprechen kann.
Ist
es nicht erstaunlich, dass die Menschen einen Versager zur Heilsfigur erhoben
haben? Dass Männer und Frauen einem Mann zu-jubeln,
der erst verspricht, die Verhältnisse auf der Welt zu ändern, dann aber
gedemütigt wird und gewaltsam zu Tode kommt, oh-ne
seine Zusagen eingelöst zu haben?
Entgegen
aller Vernunft haben es Jesus' Anhänger trotzdem geschafft, andere von diesem
Menschen zu überzeugen, aus seinem Scheitern einen Triumph zu machen und sein
Leben als einen göttlichen Heilsplan zu formulieren.
Sollte
nur ein leidender Schwächling in der Lage gewesen sein, die Schwachen und
Ängstlichen dieser Welt für sich zu gewinnen? Oder hatte man einfach das lange
Warten auf den versprochenen König aufgegeben und das Scheitern am Kreuz als
den eigentlich angestrebten Sieg verkündet, um der Schmach des Irrtums zu
entgehen?
Die
biblische Steuerschätzung |
Nur
der Evangelist Lukas spinnt eine dramatische Legende mit himmlischer
Verkündigung, Krippe und jubelnden Heerscharen um die Geburt des Gottessohnes.
(Dafür fehlen bei ihm die Weisen aus dem Morgenland).
Ein
Mann namens Josef machte sich demnach mit seiner schwangeren Frau auf die Reise
von Nazareth in Galiläa nach Bethlehem in Judäa. Angeblich geschah das zu einer
Zeit, als (Lk 2,1-2) "ein Gebot von dem Kaiser
Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die
allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius
Statthalter in Syrien war."
Schon
vor der Geburt Jesu fangen die biblischen Unstimmigkeiten an. Eine
Steuerschätzung in Syrien inklusive Palästina, die Kai-ser
Augustus (63 v. Chr.-14) angeordnet haben soll, lässt sich historisch nicht
feststellen.
Es
gibt keinen Hinweis, der belegen könnte, dass Augustus zur Zeit des Herodes den
Auftrag für die Registrierung aller Bewohner erteilen ließ. Das gilt sowohl für
das Römische Reich, als auch für das Heilige Land.
Allerdings
gab es um das Jahr 6 in Judäa, Samaria und Idumäa tatsächlich eine Volkszählung ("Census"), aber nur innerhalb dieser Provinzen ("Provinzial-Census"). Senator Publius
Sulpicius Quirinius (†21)
war ab diesem Jahr nachweisbar als Legat für die Pro-vinz
Syrien zuständig. Zu dieser Zeit war Herodes (73-4 v. Chr.), durch Roms Gnaden
König von Judäa und vermeintlicher Baby-schlächter
von Bethlehem, aber schon etliche Jahre tot.
Zudem
spricht Lukas von einer von Rom angeordneten Schätzung für das ganze Römische
Reich. Damit kann Lukas' und Matthäus' Behauptung, Jesus sei während der
Regierungszeit Herodes des Großen zur Welt gekommen, nicht stimmen (Mt 2,1): "Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa
zur Zeit des Königs Herodes."
Wie
man es auch dreht und wendet, das Puzzle passt nicht zusammen, denn Herodes war
im Jahr 4 gestorben.
Nehmen
wir aber trotzdem an, die Römer hätten eine Volkszählung zu jener Zeit
angeordnet. Warum hätte Josef mit seiner hoch-schwangeren Frau 150 Kilometer
nach Bethlehem reisen und das Leben eines als heilig angekündigten Erlösers
aufs Spiel setzen sollen? Das wäre sträflicher Leichtsinn gewesen!
Josef
hätte einfach seinen Namen in Nazareth auf die Steuerliste setzen lassen können. Mit Sicherheit
hätte er dazu auch die Begleit-ung seiner Frau nicht
gebraucht, denn Frauen wurden steuerlich wohl kaum erfasst. In der Sonntagsschule haben
wir deshalb gelernt, dass das nicht möglich war, weil sich jeder Bürger in seinem
Geburtsort registrieren lassen musste. Der war bei Josef nun mal Bethle-hem.
Aber
nur ein verrückter Herrscher würde auf diese Weise eine Steuerschätzung
vornehmen. Die halbe Bevölkerung wäre kreuz und quer unterwegs und das Land
stünde Kopf. Die Wirtschaft käme zum Erliegen. Und was wäre mit den Alten und
Kranken? Wer hät-te die Identität der Registrierten
kontrollieren können, wenn man sie in ihren Geburtsorten nicht mehr kannte?
Den
Römern konnte doch egal sein, aus welcher Stadt ihre Steuereinnahmen kamen.
Hauptsache sie landeten in Rom. Dafür müsste keiner zu seinem Geburtsort
zurückkehren. Seit der Antike ist es üblich, an seinem Wohnort Steuern zu
zahlen.
Besonders
pfiffige Theologen behaupten aus diesem Grund, Josef hätte zum Stammhaus König
Davids gehört und Besitz in Bethle-hem gehabt. Aus
diesem Grund hätte er sein Eigentum dort registrieren lassen müssen. In diesem
Fall wäre Josef aber ein reicher Mann und kein armer
Handwerker gewesen, der mit einem Esel reisen und in einem Stall übernachten
musste, wie Lukas schreibt.
Maria
hätte wohl auch eine Hebamme und Dienerschaft bei sich gehabt, schließlich trug
sie den Sohn des Heiligen Geistes in sich. Allen Erklärungsversuchen
zum Trotz kann auch dieser herzergreifende Teil der Geschichte einfach nicht
stimmen.
Dass
Maria und Josef arme Leute gewesen waren, gehörte von Anfang an zum Mythos der
Leidensreligion. Lukas beschreibt aus-führlich, wie
die beiden nach der Geburt im Tempel von Jerusalem dem Herrn für ihren Sohn
Jesus danken wollten. Als arme Eltern konnten sie sich aber nur junge Tauben
leisten, die geringste Opfergabe, die der Tempel gerade noch akzeptierte.
Der
Grund, warum Jesus bei Lukas unbedingt in Bethlehem zur Welt kommen musste,
liegt in der Absicht, die Geburt ideologisch mit den Schriften im Alten
Testament zu verwurzeln. Dort prophezeite nämlich der Prophet Micha (Mi 5,1):
"Und du, Bethlehem Efrata (...) aus dir soll mir
der kommen, der in Israel Herr sei."
Der 25.
Dezember wird Geburtstag |
Im
Jahr 353 erklärte die Kirche den 25. Dezember zum Geburtstag Jesu. Diesem
Beschluss gingen jahrzehntelange Diskussionen voraus.
Im
Jahr 200 hatte Clemens von Alexandrien noch den 17. November für das Geburtsdatum
gehalten, andere tendierten zum 20. Mai oder 19. April.
Die
religionspolitisch kluge Wahl des 25. Dezember setzte sich schließlich durch. An diesem Tag
feierten nämlich die Römer nach alt-er Tradition die Wintersonnenwende, bei welcher der
Sonnengott Mithras aus einem Felsen geboren und von
Hirten beschenkt wurde.
In
unterirdischen Kultstätten feierten die Menschen den Mythos von der Geburt der
Sonne. Bei Tagesanbruch traten sie hinaus in die Morgendämmerung, wobei sie als
Symbol des wiedergeborenen Sonnengottes oft die Statue eines Kindes bei sich
trugen und jubelten: "Der große König, der Wohltäter ist geboren."
Genauso
frohlocken die Engel bei Lukas (Lk 2,11): "Heute
wurde euch der Heiland geboren."
Man
wollte mit der Festlegung gerade dieses Geburtsdatums den damals noch sehr
populären Mithras aus dem Bewusstsein des Volkes
verdrängen. Die mit staatlicher Macht neu bekehrten Heidenchristen sollten den
alten Götterglauben endgültig ablegen und trotzdem ein Gefühl religiöser
Vertrautheit mitnehmen Die Bibel selbst weiß nämlich weder etwas vom 25.
Dezember noch von der Adventszeit, die übrigens erst im 6. Jahrhundert aufkam.
Die Urchristen hatten nicht den Geburtstag Jesu, sondern Passah, Ostern und
Pfingsten gefeiert.
Dass
Jesus wirklich im Dezember geboren sein soll, stellt Lukas mit seinem Bericht
über die legendäre Heilige Nacht nämlich selbst schon ad absurdum (Lk 2,8): "Und es waren Hirten in derselben Gegend auf
dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde."
Es
ist nicht anzunehmen, dass Hirten Ende Dezember noch draußen bei ihren Schafen
auf dem offenen Feld sind.
Schon
ab November kommen die Tiere in ihre Ställe, denn bald beginnt in dieser Region
die kalte Regenzeit. Im Dezember fallen durchschnittlich 147 Millimeter
Niederschläge.
Auch
von Ochs und Esel und anderen Beigaben, die wir in Krippenspielen zu sehen
bekommen, steht nichts in der Bibel. Sie sind Bestandteile der Volksfrömmigkeit
und stammen oft aus der apokryphen Literatur.
Prophet
Jesaja kündigt im A.T. Jesus Geburt an |
Ein wichtiger Fakt
biblischer Verkündigung ist die Aussage, Propheten hätten im Alten Testament die Niederkunft
Jesu angekündigt.
So
lesen wir zum Beispiel bei Lukas, dass ein Engel der jugendlichen Maria die
Geburt eines Kindes ankündigten (Lk 1,31): "Siehe,
du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen
Jesus geben."
Das
entsprach aber nicht der Prophezeiung, denn der Prophet Jesaja hatte im Alten
Testament vorausgesagt (Jes 7,14): "Siehe, eine
Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen
Immanuel."
Um
einen Text zu verstehen und beurteilen zu können, sollte man immer nach dem
Autor hinter den Zeilen fragen. Wer also war dieser Prophet Jesaja, der das
Kommen des Messias vorausgesehen haben will?
Jesaja
hatte seine Weissagungen etwa um das Jahr 540 v. Chr. niedergeschrieben. Er
predigte und prophezeite wild durcheinander, verfasste eine seitenlange
Verfluchung Nichtgläubiger und kündigte unter anderem eine Überflutung des
ganzen Landes Judäa an (Jes 8,7-8): "Siehe, so
wird der Herr über sie kommen lassen die starken und vielen Wasser des Stromes,
(...) sie werden einbrechen in Juda und sie
wegschwemmen und überfluten, bis sie an den Hals reichen."
Bis
heute ist so ein Unwetter nicht eingetroffen.
Dem
Volk Israel prophezeite er ewigen Frieden (Jes 9,6):
"Des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem König-reich." Stattdessen herrscht bis zum heutigen
Tag fast pausenlos Krieg. Jesaja kündigte vieles an, was nie eintreffen sollte.
Der
Prophet Daniel wiederum sah den Messias kommen mit weltlicher Macht wie einen
König (Da 7,14): "Der (Gott) gab ihm Macht, Ehre und Reich, daß ihm alle
Völker dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich
hat kein Ende."
Daniel
sah keinen barmherzigen Prediger auf einem Esel reitend, sondern einen
mächtigen Herrscher (Da 7,27): "Aber das Reich und die Macht und die
Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen
des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm
dienen und gehorchen."
Marias
Jungfernschaft |
Die
verhängnisvollste aller Geburts- legenden ist die Mär um Marias Jungfernschaft.
Auch sie hat ihre Wurzeln in archaischen Sag-en und Wunschvorstellungen.
Um
eine Legendengestalt zu einem Halbgott zu machen, muss sie von Gott oder einem
seiner Stellvertreter gezeugt worden sein. Bei Jesus übernahm das der Heilige
Geist. Um die Befruchtung nun glaubhaft darzustellen, darf die Frau von ihrem
irdischen Mann natürlich vorher nicht berührt worden sein.
Nur
so kann Gott bzw. sein Stellvertreter sicher sein, dass das Kind auch wirklich
zur Hälfte göttlichen Ursprungs sein wird und nicht doch vielleicht die Frucht
des Mannes. Die Jungfräulichkeit war also in erster Linie eine dramaturgische
Notwendigkeit, um die Empfängnis durch einen Gott glaubhaft erzählen zu können.
Hinzu
kam religiöses Machogehabe. Der Gott einer patriarchalischen Stammesreligion
würde doch seine Sexualpartnerin nicht mit einem Nebenbuhler teilen! Noch dazu
mit einem menschlichen. Einem solchen Gott wäre nicht
zuzumuten, sich mit einer Frau zu vergnügen, in der vor ihm schon ein
menschlicher Penis war.
Die
Geburt durch eine Jungfrau war zudem ein uraltes Dogma, das sich in Babylon
(König Sargon von Akkad), Ägypten (Isis), Griechenland (Platon), Persien (Zarathustra), Indien
(Buddha) und sogar an Roms Kaiserhof immer wieder finden ließ.
"Wer
als ein ganz besonderer Mensch dargestellt werden sollte", sagt der
Neutestamentler Gerd Theißen, "musste nach den orienta-lischen
Traditionen auch auf ganz besondere Art zur Welt gekommen sein."
"Analogische Fantasie" nennt Theißen Legendenbild-ungen
dieser Art.
Göttliche
Befruchtungen waren in der jüdischen Tradition zwar selten, aber nichts
Ungewöhnliches. Schon das Alte Testament be-richtete
davon (1. Mose/Gen. 21,1-2): "Und der Herr
suchte Sara heim, wie er gesagt hatte, und tat an ihr, wie er geredet hatte.
Und Sara ward schwanger und gebar dem Abraham in seinem Alter einen Sohn."
Damals
durfte Gott noch persönlich Sex haben, später billigten die sexualfeindlichen
Kirchengründer das nur noch dem Heiligen Geist zu. Ihr Gott sollte sich nicht
mit etwas so profanem abgeben.
Von
einer jungfräulichen Geburt Jesu weiß der älteste Evangelist, Markus, nichts.
Auch Matthäus geht darauf nicht ein, sondern er-wähnt
nur kurz Marias Schwangerschaft (Mt 1,18) "von
dem Heiligen Geist." Ebenso ist für Johannes die Geburt Jesu kein erwähn-enswertes Thema.
Allein
Lukas spricht die Jungfräulichkeit Marias ein einziges Mal an, als er den Engel
Gabriel verkündigen lässt, Jesus werde ge-boren von (Lk 1,27) "einer Jungfrau, die vertraut (verlobt) war
einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß
Maria."
Die
immer währende Jungfernschaft und die Marienverehrung sind eine spätere theologische
Errungenschaft und gehen auf das Konzil von Ephesus 431 (im Abendland das Laterankonzil 649) zurück.
Diese
ideelle Erhöhung Jesu wurde vom Patriarchen von Alexandrien initiiert, der
Maria zur "Gottesgebärerin" erklärten
wollte.
Danach
setzte ein grandioser Siegeszug der "Madonna" durch alle Jahrhunderte
ein. Obwohl alle vier Evangelisten an Maria nichts Ungewöhnliches gefunden und
sie ohne sonderliche Verehrung beschrieben hatten, eroberte die nunmehr zur
Gottesmutter Erhob-ene die Herzen der Gläubigen.
Kein Wunder, ist sie doch die
einzige weibliche Heilsperson des Christentums und bei der Missionierung von
Frauen von unschätzbarem Wert.
Im
6. Jahrhundert kam dann die Vorstellung auf, Maria sei auch noch leiblich in
den Himmel aufgefahren, obwohl nicht ein Buch-stabe
des Neuen Testaments eine solche Schlussfolgerung zulässt. 1950 erklärte Papst
Pius XII. diesen Aufstieg noch zum unantast-baren
Glaubensgut.
Seit
Jahrhunderten wird dieses Dogma ("assumptio corporalis Mariae")
debattiert und immer wieder angefochten. Seine Wurzeln liegen in einem apokryphen Text aus dem 4. Jahrhundert. Obwohl sie nichts
anderes als ein frommer Wunsch unserer sexualfeind-lichen
Kirchenväter war, feiern wir weiterhin jedes Jahr Mariä
Himmelfahrt.
Seit
1854 gilt für Katholiken auch die unbefleckte Empfängnis als Dogma, das heißt
nach Kirchenlehre absolute Wahrheit. Maria hatte demnach in ihrem ganzen Leben
keinen Geschlechtsverkehr mit einem Mann und ist somit nicht
erlösungsbedürftig. Ohne Sex ist nach gängiger Kirchenmeinung keine Erlösung
nötig.
Dass
das Wort "Jungfrau" eine fehlerhafte Übersetzung der Evangelientexte
sei und eigentlich "junge Frau" bedeute, wie es in der "Zürcher
Bibel" steht, ist zwar möglich, aber eher ein weiterer Möchtegern-Fakt.
Denn im jüdischen Leben jener Zeit war eine junge, unverheiratete Frau immer
eine Jungfrau. Alles andere war undenkbar.
Sollte
es so etwas Schändliches trotzdem gegeben haben, hätte man es totgeschwiegen,
und erst recht nicht in einem heiligen Buch zur Sprache gebracht.
Jesus
Geschwister |
Der Jungfrauenkult wirft für
die Kirche unangenehme Fragen nach den Geschwistern Jesu auf. Der Papst
bestreitet deshalb, dass die
in
den Evangelien beschriebenen Brüder ("Herrenbrüder") und Schwestern
Jesu existiert haben, obwohl für alle nachprüfbar ge-schrieben
steht (Mk 6,3): "Ist er nicht (...) der Bruder
des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwes-tern hier bei uns?"
An
immerhin sieben Stellen des Neuen Testaments ist von diesen Geschwistern die
Rede. Auch Matthäus schreibt (Mt 13,54): "Ist er
nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria, und seine
Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas?" (Warum nennt Matthäus
eigentlich Jesus "den Sohn des Zimmermanns"? Die Vaterschaft soll
doch Gott oder zumindest der Heilige Geist innehaben.)
Um
dem Dilemma von der dauernden Jungfräulichkeit Marias und Jesus' Geschwistern
aus dem Weg zu gehen, erklären Theologen die Brüder und Schwestern entweder zu
Halbgeschwistern aus Josefs erster Ehe oder aber zu Vettern und Kusinen.
Gewisse
Textpassagen enthielten angeblich Übersetzungsfehler. So könne das hebräische
"ach" für Bruder und "achot" für Schwes-ter auch Vetter und Base bedeuten.
Dagegen
spricht aber die unübliche Aufzählung der Familienmitglieder ".. der Bruder des Jakobus und Josef und Simon und
Judas".
Die
Bibelschreiber würden wohl kaum Vettern und Basen aufzählen, um Jesus'
Familienzugehörigkeit zu beschreiben. Hinweise auf Großeltern oder bedeutende
Vorfahren wären viel wahrscheinlicher.
Von
Jesus' Bruder Judas (nicht zu verwechseln mit dem Verräter Judas Ischariot) befindet sich übrigens ein sehr kurzer Brief im
Kanon des Neuen Testaments.
Dort
nennt sich Judas aber nicht Bruder, sondern (Jud
1,1): "Judas, ein Knecht Jesu Christi."
Im
Jahr 400 tauchen in einer "Geschichte Josefs des Zimmermanns" noch
zwei Schwestern namens Lysia und Lydia auf und um das
familiäre Durcheinander zu komplettieren, erwähnt 370 ein gewisser Bischof
Epiphanius mit Maria, Anna und Salome drei weitere Schwester
Jakobus,
der Bruder Jesu |
Der
Historiker Flavius Josephus berichtet in seinem Text
"Jüdische Altertümer" von einer Sitzung des Hohen Rates im Jahr 62,
in der Todesurteile ausgesprochen wurden (20,200). Einer der Delinquenten wird
dort namentlich aufgeführt als "der Bruder des Jesus, der Christus genannt
wird, mit Namen Jakobus".
Der
damals zwar unübliche, aber vermutlich echte Namenszusatz wäre überflüssig
gewesen, hätte keiner diesen Jesus gekannt. War also Jesus doch eine
historische Gestalt?
Genau
genommen besagt der Hinweis nur, dass es im Jahr 62 einen Jakobus gab, der von
sich behauptete, der Bruder Jesu zu sein, der zu dieser Zeit schon 32 Jahre tot
war.
Jakobus
war, historisch verbrieft, ein angesehenes Mitglied der judenchristlichen
Gemeinde in Jerusalem. Er war aber auch der An-führer
einer dogmatischen Gruppe, die sich in heftige Auseinandersetzungen mit Paulus
und seiner Lehrmeinung verstrickte.
Jakobus war also ein beherzter
Anhänger Jesu und damit ein "Bruder des Herrn", wie er sich auch
nennen ließ.
"Was
die Bezeichnung Bruder genau bedeutet," schreibt
Peter Calvocoressi in seinem "Who's who in der Bibel",
"ist unklar." Jako-bus sprach jedenfalls
auch Mitglieder seiner Gemeinde als Brüder an (Jak
1,2): "Meine lieben Brüder."
Der
Jerusalemer Judenchrist Jakobus ist auch der Autor eines Briefes, der erst nach
langen Debatten Eingang in die Bibel gefunden hat. Noch im 4. Jahrhundert
äußerte Kirchenvater Eusebius Zweifel, ob der Brief in den Kanon der Bibel
passte und Martin Luther bezeichnete ihn als "stroherne
Epistel".
In
diesem Jakobusbrief bezeichnet sich der Autor jedenfalls nicht als Bruder Jesu,
sondern als (Jak 1,1) "Jakobus, ein Knecht
Gottes und des Herrn."
Jesus
Mutter-Sohn-Verhältnis |
Mit
Jesus' Heranwachsen nahm ein ungewöhnliches Mutter-Sohn-Verhältnis seinen
Anfang. Während die katholische Kirche Maria in den höchsten Tönen lobt, rotzte
Jesus nur unfreundlich mit ihr herum.
Als
die Eltern ihren Jungen nach tagelangem, angstvollem Suchen im Tempel fanden
und ihn fragten, warum er nicht nach Hause gekommen sei, gab er nur
unfreundlich zur Antwort (Lk 2,49): "Warum habt
ihr mich gesucht? Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters
ist?"
Ohne
ein versöhnliches Gespräch anzubahnen, lässt Lukas die Eltern einfach dumm in
der Tempelhalle stehen (Lk 2,50): "Und sie
verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte." Es scheint, als hätte
Gott ein ziemlich einfältiges Elternpaar für seinen Sohn aus-gewählt.
Jesus'
Verhältnis zu seiner Mutter bleibt durch alle Schriften hindurch mysteriös und
er fährt sie auch sonst harsch an. Während ein-er
Feier macht sie sich Sorgen, weil kein Wein mehr da ist. Jesus kümmert das
nicht. Er antwortet nur kaltschnäuzig (Joh 2,4):
"Was geht's dich an, Frau, was ich tue?"
Entgegen
der alten Tradition, seine Eltern zu achten und zu ehren, zieht es Jesus vor,
selber geliebt zu werden (Mt 10,37): "Wer Va-ter oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner
nicht wert."
Als
Jesus eines schönen Tages vor dem Volk redet, wird ihm gemeldet, seine Mutter und
seine Brüder stünden draußen und würden gern mit ihm reden.
Abweisend
entgegnet Jesus (Mt 12,48): "Wer ist meine
Mutter, und wer sind meine Brüder?" Er streckt die Hand über seine Jünger
aus und ruft (Mt 12,49): "Das ist meine Mutter,
und das sind meine Brüder!"
Seine
Abneigung gegen die Mutter steigert sich fast zum Hass, wenn er über die Ehre
von Vater und Mutter referiert (Lk 14,26): "Wenn
jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder,
Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein."
Bibelinterpreten
meinen zwar, das Wort "hassen" habe damals eine andere Bedeutung
gehabt und könne als Synonym für "hintenan-stellen"
verstanden werden. Doch wie man es auch liest, die Evangelien zeigen alles
andere als ein warmes und liebevolles Fami-lienverhältnis.
War Jesus
ein Hippie, ein Superstar oder ein Streuner? |
Heute
würde man Jesus' Begleiter wohl als arbeits- und besitzlose Herumstreuner
ohne festen Wohnsitz beschreiben, die von Spen-den
und Einladungen leben, ausgiebigem Essen und Trinken nicht abgeneigt sind und
sich in schlechter Gesellschaft bewegen (Mt 11,19):
"Siehe, was ist dieser Mensch (Jesus) für ein Fresser und Weinsäufer, ein
Freund der Zöllner (Steuerpächter, aber Synonym für Betrüger und Gauner) und
Sünder!"
Jünger
um sich zu scharen, war unter Rabbinern durchaus üblich. Thorastudenten suchten
sich einen Lehrer, genauso wie sich heute junge Wahrheitssuchende einem Guru
anschließen.
Während
aber Rabbiner niemals Frauen aufnahmen, brach Jesus anscheinend dieses Tabu. Ob
er das aus Achtung vor den Frauen tat oder weil er sich von ihnen finanziell
unterhalten ließ, bleibt unklar.
Unter
den gelegentlichen weiblichen Begleitern der Männertruppe waren (Lk 8,3) "nämlich Maria, genannt Magdalena, von der
sieben böse Geister ausgefahren waren, und Johanna (...) und Susanna und viele
andere, die ihnen dienten mit ihrer Habe."
Das
bedeutet auf gut Deutsch, Jesus hatte vom Geld der Frauen gelebt. War er nun
ein Frauenfreund, ein Superstar mit Groupies im Gefolge oder ein Schmarotzer,
der sich nicht selber ernähren konnte?
Es
ist überhaupt unverständlich, dass Frauen mit den Jüngern unterwegs gewesen
sein sollen. Das Umherziehen einer ledigen Frau mit einer Gruppe von Männern
war in der damaligen jüdischen Gesellschaft eigentlich unvorstellbar.
Bibelexperten
wie Alfred Worm, ehemaliger stellvertretender
Chefredakteur des Nachrichtenmagazins "profil", mutmaßen deshalb,
Jesus sei, wie jeder andere Rabbi auch, verheiratet gewesen. Seiner Meinung
nach hätte man einen Rabbi ohne Ehefrau gar nicht ernst genommen.
Bei
Matthäus lesen wir zudem, dass Jesus ins Haus seines Jüngers Petrus ging und
dort (Mt 8,14) "dessen Schwiegermutter zu
Bett" vorfand. Wer eine Schwiegermutter hat, sollte auch eine Ehefrau
haben. War also mindestens einer der Jünger verheiratet oder ver-witwet?
Jesus
einfältige Jünger |
Markus
hatte in seinem Evangelium die Jünger gern als beschränkte, begriffsstutzige
Männer vorgeführt. Immer wieder wurden sie von Jesus angepöbelt (Mk 4,13): "Versteht ihr dies Gleichnis nicht, wie
wollt ihr dann die andern alle verstehen?"
Offenbar
erfassten die Herren den Ernst ihrer Mission nicht so recht. Als Jesus kurz vor
seiner Hinrichtung im Garten Gethsemane übernachtete,
bat er seine Jünger, mit ihm wach zu bleiben.
Doch
diese waren zu schwach und schliefen immer wieder ein, anstatt mit Jesus in
diesen schweren Stunden zu beten. (Mt 26,40)
"Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?", beschwerte dieser
sich genervt.
Wenn
uns schon Jesus nichts Schriftliches hinterlassen hat, hätten es doch seine
Jünger tun können, da sie je viel länger gelebt hab-en.
Aber sie waren nicht einmal im Stande, wenigstens die wichtigsten Ereignisse zu
datieren und anständig zu protokollieren. Selbst wenn sie Analphabeten waren,
hätten sie Schreibkundigen alles Wichtige diktieren können. Schließlich sind
Juden- und Christentum ausgeprägte Schriftreligionen, denen Wort und Text immer
wichtig waren.
Entweder
erschien den Jüngern das Wirken ihres Meisters zu banal oder es hatte gar nicht
stattgefunden, sodass es auch nichts auf-zuschreiben
gab.
Jesus
selbst lästerte jedenfalls über die "verhärteten" und
"verstockten" Herzen der Jünger und tadelte sie (Mk
7,18): "Seid ihr denn auch so unverständig?"
Es
zeigt sich immer wieder, dass er seine liebe Mühe mit seiner Gefolgschaft hatte
(Mk 8,17): "Versteht ihr noch nicht, und
begreift ihr noch nicht?"
Ein
anderes Beispiel, das die Trägheit der Aposteln demonstriert: Nachdem Jesus
beim Abendmahl seinen Verräter entlarvte, folgte auf diese dramatische
Ankündigung keine Reaktion. Die Anwesenden schlemmten unbekümmert weiter. Kein
Jünger empörte sich, keiner fragte nach und keiner beschimpfte Judas.
Stattdessen sangen sie gemeinsam ein Lied.
Als
Jesus am Kreuz hing, hatten sich, von einer einzigen Ausnahme im
Johannesevangelium abgesehen, die Jünger aus dem Staub gemacht. Ob aus Angst
oder Dummheit wissen wir nicht.
Jedenfalls
standen sie Jesus nicht bei und setzten sich nicht für ihn ein. Stattdessen
zogen sie sich zurück und hielten sich aus allem heraus. Weshalb man sie
trotzdem als Märtyrer und heilige Männer ehrt, kann ich nicht nachvollziehen.
Lukas
berichtet weiter, was passiert war, nachdem die Jünger erfuhren, dass Jesus aus
dem Grab auferstanden war. Sie erfahren von drei Frauen vom mysteriösen
Verschwinden des Leichnams, aber sie glauben ihnen nicht (Lk
24,11): "Und es erschienen ihnen die-se Worte,
als wär's Geschwätz."
Wieder
entpuppen sich die Jünger als begriffsstutzige Tölpel. Dabei hatten sie die
heiligen Texte gelesen und Jesus immer wieder verkünden hören, dass er sterben
und nach drei Tagen auferstehen würde. Warum glauben sie es jetzt nicht?
Die
Herren haben offenbar nichts begriffen oder ein ausgesprochen schlechtes
Gedächtnis.
Warum Jesus
keine Kirche gründete |
Kaum
etwas geht aus allen Berichten über Jesus klarer hervor, als dass er niemals
eine Kirche gründen wollte. Jesus verkündete im-mer
nur die Herrschaft Gottes, nie die Herrschaft einer Institution oder einer
Gemeinde.
Nirgendwo
findet sich die leiseste Aufforderung, eine Organisation zu gründen. Hätte
Jesus dergleichen beabsichtigt, hätten er und seine Apostel wohl kaum in der
Synagoge, dem Gebetshaus der Juden, gebetet, sondern eine eigene Kirche gebaut
(Apo 3,1): "Pet-rus
aber und Johannes gingen hinauf in den Tempel um die neunte Stunde, zur
Gebetszeit."
Als
genügsamer Sohn eines Zimmermanns hätte ihm eine kleine Hütte als Gotteshaus
sicher gereicht. Wäre er ein Kirchengründer gewesen, hätte er vermutlich in
weiser Voraussicht seine Nachfolge geregelt, damit nicht schon unter den
allerersten Christen Streit-igkeiten um Rangfolge und
Befugnisse ausgebrochen wären.
Die
römische Kirche würde das natürlich nie so stehen lassen. Um ihre Berechtigung
als Nachfolgerin Christi zu legitimieren, hatte sie tief in die Bibelversekiste
gegriffen und an einer Stelle den eigentlich zusammenhanglosen Satz gefunden (Mt 16,19): "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will
ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht
überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben."
Dieser
Spruch, dem keine Erklärung voranging und dem nichts hinzugefügt wurde, soll
angeblich beweisen, dass Jesus seinen Apostel Petrus beauftragt hatte, eine
Kirche zu gründen, was dieser dann in Rom auch getan haben soll.
Jesus
dagegen hielt eine Missionierung im größeren Stil für überflüssig. Schließlich
hatte er vor, bald wiederzukommen. Er befahl deshalb seinen Jüngern (Mt 10,5-6): "Geht nicht den Weg zu den Heiden und
zieht in keine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen
aus dem Hause Israel."
Angeblich
lohnte es sich nicht, auch die Römer und Griechen zu bekehren, denn die Jünger
würden (Mt 10,23) "mit den Städten Is-raels nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohn
kommt" und sein Reich auf Erden errichtet.
Jesus
Wundertaten |
Die
Menschen im Römischen Reich, außerhalb der großen Metropolen, waren
größtenteils kaum gebildet. Sie waren unkritisch und in ihrem entbehrungs-
reichen Leben beseelt von der Hoffnung auf eindrucksvolle Wunder. Die Sehnsucht
danach war in der religi-ösen Landschaft jener Zeit
allgegenwärtig.
Immer
wieder sollen Heilige, aber auch Nicht-Heilige Kranke geheilt, Tote zum Leben
erweckt, Nahrung vermehrt, Wetter und Ele-mente
beeinflusst und Dämonen besiegt haben. Das gilt für Herakles, Dionysos, Buddha,
Pythagoras und Apollonios genauso wie
für
Jesus.
Schon
lange vor dessen Erscheinen hatte jede Religion versucht, ihre Lehren mit
beeindruckenden Zaubereien zu "beweisen". In der antiken Literatur
gibt es Vorläufer zu allen biblischen Wundern.
Der
griechische Geograph und Historiker Strabon (63 v.
Chr.-23) schrieb zur Zeitenwende: "Weiber und niederes Volk muss man durch
Fabeln und Wundergeschichten zur Gottesfurcht bringen."
38
Wunder soll Jesus den Überlieferungen der Evangelisten zufolge vollbracht
haben, wobei die Hälfte von nur jeweils einem er-
wähnt
wird. Zudem unterscheiden sich die Wundertaten teilweise erheblich voneinander.
Jesus
hatte in den drei ersten Evangelien seine Jünger ausdrücklich dazu
aufgefordert, Kranke zu heilen (z.B. Lk 9,1). Ob sie
es tat-en, weiß niemand.
Die
Kirche jedenfalls nahm diesen Jesusauftrag nie ernst, von einigen selbstlosen
Gottesdienern einmal abgesehen. Was sollte sie sich um Kranke kümmern? Sie
brauchte Gläubige!
Jesus
heilte einen Aussätzigen und bat ihn anschließend, niemandem davon zu erzählen,
(Lk 5,15) "aber die Kunde (...) breitete sich
immer weiter aus, und es kam eine große Menge zusammen, zu hören und gesund zu
werden von ihren Krankheiten." Eine solche Reaktion ist nur verständlich
und würde sich heute genauso abspielen.
Aber
anstatt, dass der barmherzige Jesus die Gelegenheit ergriffen und eine größere
Anzahl Kranker von ihrem Elend befreit hätte, zog er (Lk
5,16) "sich zurück in die Wüste und betete." War er sich zu fein, ein
paar Stündchen zu heilen. Oder könnte es sein, dass er vor der Menge flüchtete,
weil er gar nicht heilen konnte?
Wie
bei allen Mystikern waren auch bei Jesus nicht die Heilung Kranker oder die
Auferweckung Verstorbener vorrangiges Ziel der Wundertat, sondern Selbstbestätigung
und Machtdemonstration.
Wäre
es ihnen wirklich um die Menschen gegangen, hätten er und seinesgleichen Zelte
aufgestellt und Tag für Tag die Leidenden von ihren Schmerzen befreit.
In
einer Zeit, in der die ohnehin rudimentäre medizinische Versorgung nur wenigen
Privilegierten zugänglich war, hätte wahrlich genug Bedarf bestanden. Epileptiker
vor staunendem Publikum zu "heilen", war wahrscheinlich die
leichteste Nummer für antike Wundertäter. Auch Jesus ist dieses Kunststück
gelungen, als ein Mann seinen Sohn zu ihm brachte (Mk
9,17-18): "Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen
sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor
dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr."
Wir
lesen hier in der Bibel das typische Krankheitsbild eines Epileptikers. Doch
trotz Verwandtschaft mit dem Schöpfer der Men-schen
wusste Jesus keine Erklärung dafür und heilte den Jungen einfach, indem er ihn
anschrie (Mk 9,25): "Du sprachloser und tau-ber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre
nicht mehr in ihn hinein!"
Wie
wir alle wissen, dauert ein epileptischer Anfall in der Regel nicht lange und
der Kranke erscheint danach wieder weitgehend normal. Ein unbedarfter
Beobachter hätte also annehmen können, der Kranke sei von seinem Leiden
befreit. Bis man dann fest-stellte, dass die Heilung
nicht von Dauer war, befand sich der Wohltäter schon im nächsten Ort.
Solche
Bibelpassagen sind besonders verhängnisvoll, weil sie durch alle Jahrhunderte
hindurch als einziges Erklärungsmodell für Geisteskrankheit gedient und den
Umgang damit in problematischer Weise beeinflusst haben. Noch heute ist die
Vorstellung "geisteskrank gleich böse und aggressiv" gesellschaftlich
lebendig, wenn auch unterschwellig.
Eine
1982 im Rahmen einer Forschungsarbeit durchgeführte Studie über das Bild von
Geisteskranken in der Trivialliteratur belegt die Auswirkungen solchen Teufels-
und Dämonenglaubens bis in die heutige Zeit. Auch die im Teufelswahn der
Bibelverkünder ge-borene Hexenverfolgung war die
Frucht dieses von Jesus autorisierten Umgangs mit angeblich bösartigen
Geistwesen.
Wie so oft kennt die Bibel
auch zu diesem menschlichen Phänomen weder tröstende Worte noch barmherziges
Verständnis.
Vielmehr straft sie geistig
erkrankte Menschen mit verbaler Herabsetzung und Verunglimpfung.
Der Teufel
verführte Jesus |
Mit
dem Teufel höchstpersönlich sprach Jesus (Mt 4,11 und
Lk 4,1): "Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste
geführt, damit er von dem Teufel versucht würde." Anstatt aber mit Feuer
und Schwert um die Weltherrschaft zu kämpfen, tauschten Jesus und der Teufel
wider Erwarten nur friedlich ihre Ansichten aus.
Letzterer
wollte auch gar nichts Böses, sondern dem Gottessohn einfach nur den Glauben an
Gott abschwatzen und ihm dafür die Weltherrschaft anbieten. (Schließlich tat
Jesus auch nichts anderes, als den Juden ihren Glauben auszureden.)
Natürlich
wehrte sich Jesus mit ein paar ergreifenden Zitaten tapfer gegen das Angebot
von Geld und Macht. Als ihn der Teufel bat, zum Beweis seiner Macht aus Steinen
Brot zu machen, entgegnete ihm Jesus mutig (Mt 4,4):
"Der Mensch lebt nicht vom Brot all-ein, sondern von einem jeden Wort, das
aus dem Mund Gottes geht."
Nach
drei weiteren "Weisheiten" dieses Kalibers gab der Satan schließlich
auf und zog sich zurück. Es reicht also, dem mächtigen Satan ein paar mehr oder
minder kluge Verse entgegenzuschleudern und schon kapituliert er (Mt 4,7): "Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht
versuchen."
Jeder
Sonntagsschullehrer beschreibt den Höllenfürst bedrohlicher als es die Bibel an
dieser Stelle tut.
Diesen
kurzen Dialog zwischen Jesus und seinem Erzfeind nennt die Kirche bedeutsam die
"große Versuchung". Der Katechismus begründet damit die 40tägige
Fastenzeit, mit der sich "die Kirche jedes Jahr mit dem Mysterium Jesu in
der Wüste" vereint.
Aber
worin liegt eigentlich die Versuchung, wenn einem Mann, der sowieso bald König
der ganzen Welt sein wird - und Jesus war sich dessen sicher -, die
Weltherrschaft angeboten wird?
Dieser
Verlockung zu widerstehen, dürfte nicht schwer fallen.
Dabei
wollte der Teufel lediglich mit drei einfachen Beweisen von Jesus wissen, ob er
wirklich Gottes Sohn sei. Das ist doch wahr-lich
nicht zu viel verlangt. Wir würden Jesus wahrscheinlich auch darum bitten, wenn
er sich uns als Gottessohn vorstellen würde.
Vielleicht
ist die Geschichte von den drei Fragen des Teufels und den drei Antworten Jesu
kein wirkliches Ereignis, sondern eine Art Gebrauchsanweisung für
Gemeindeprediger und Missionare.
Sie soll zeigen, wie man den kritischen Fragen der Gläubigen und den Versuchungen der
Welt mit weisen Sprüchen Paroli bieten kann.
Jesus
wollte gekreuzigt werden |
Nach
der vatikanischen Kommission für das "Heilige Jahr" (2000) ging Jesus
an diesem Tag nach Jerusalem, "in der klaren Absicht, seinen
Erlösungsauftrag zu offenbaren und zu erfüllen." Angeblich bekannte er
sich im Neuen Testament als das für alle Menschen geopferte, endgültige
Passahlamm des Neuen Bundes (1. Kor 5,7): "Denn auch wir haben ein
Passahlamm, das ist Christus, der ge-opfert
ist."
Es
war also eine Art Selbstmord. Jesus war ja von ihm wohl gesonnenen Pharisäern
vor seinem Feind gewarnt worden (Lk 13,31):
"Mach dich auf und geh weg von hier; denn Herodes will dich töten."
Aber
Jesus wollte unbedingt nach Jerusalem, um seine Verkündigung in einem
grandiosen Finale vollenden zu lassen (Lk 13,33):
"Es geht nicht an, dass ein Prophet umkomme außerhalb von Jerusalem."
Die
Vorstellung, Jesus habe von seiner Verhaftung, Verurteilung und Kreuzigung
gewusst und spiele wie in einem Film eine Rolle zu Ende, wirkt schon sehr
merkwürdig. Warum hätte er das tun sollen? Dass er mit diesem Akt der
Selbstdarstellung die Sünden nicht von den Menschen nehmen konnte, wissen wir
nach 2.000 Jahren ungeduldigen Hoffens und Beobachtens.
Hätte
Jesus seine Heilslehre, seine Sündenübernahme und Gottwerdung nicht anders
glaubhaft machen können, als mit diesem blut-igen
Theater?
Würde
es überhaupt ein Christentum geben, wenn Jesus vor den Toren Jerusalems auf die
warnenden Pharisäer gehört hätte und wieder umgekehrt wäre?
Der
Verrat von Judas Iskariot wird in unseren Tagen wieder heftig diskutiert. Wer
die entsprechenden Bibelstellen im Johannes-evangelium
aufmerksam liest, gewinnt nämlich den Einruck, Jesus habe sich mit Judas
abgesprochen, um ganz bewusst seine Ver-haftung
herbeizuführen.
Denn
wenn die ganze Passionsgeschichte Jesus' vorherbestimmter Weg zur Erlösung der
Menschen sein soll, wäre Judas' Tat die notwendige Initialzündung gewesen.
Judas
wäre demnach kein Verräter, sondern vielmehr ein aktiver Helfer auf dem
göttlichen Erlösungsweg.
Leider
lässt diese Interpretation höchstens das Johannesevangelium zu. Nur dort wird
Jesus gefangen genommen, weil er es auch selber wollte (Joh
18,4): "Da nun Jesus alles wusste, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus
und sprach zu ihnen (den Soldaten)."
Ihm
war also klar, was auf ihn zukommen sollte und er hatte Judas kurz zuvor
aufgefordert, er solle nun tun, was zu tun war (Joh
13,27): "Was du tust, das tue bald!"
Der Prozess |
In
allen Evangelienberichten zum Prozess hat Jesus kaum mehr zu seiner
Verteidigung oder zu den Inhalten seiner Lehre gesagt, als ein paar
Beschimpfungen und poetische Verse.
Warum
hat ein Prediger, der die Massen bewegt haben soll, keine Argumente, um sich
und seine Ideen zu rechtfertigen und seine Zuhörer für sich zu gewinnen? Oder
waren es die Evangelienschreiber, die nicht wussten, welche Weisheiten sie
einem Gottessohn in den Mund legen könnten?
Warum
konnte er sich nicht mit der religiösen Obrigkeit vernünftig über die Probleme
im Tempeldienst unterhalten? Dass sich die Tempeloberen in Jerusalem am Geldwechseln bereichert und den Prediger nicht
vorbehaltlos als Messias anerkannt hatten, kann kaum der wahre Grund für die
Feindschaft gewesen sein.
Jesus
hätte ja erst einmal Reformen fordern und überzeugende Argumente vortragen
können, bevor er randalierte. Stattdessen fiel ihm während seines Prozesses
nichts Gescheiteres ein, als zu wettern (Mt 23,27):
"Wehe euch, Schrift- gelehrte und Pharisäer (eine religiöse
Splittergruppe), Heuchler, weil ihr getünchten Gräbern gleicht."
Über
39 Verse hinweg schimpfte Jesus im Matthäusevangelium (Mt
23,1-39) über die Gelehrten und Priester (Mt 23,33):
"Schlang-en, Otternbrut, wie solltet ihr dem
Gericht (...) entfliehen?" Erklärungen für seine Vorwürfe oder
Verbesserungs- vorschläge lieferte er allerdings
keine.
Wie
so viele andere Prediger überspielte auch Jesus seine mangelnde
Überzeugungskraft durch das Verunglimpfen anderer. Seine dürftigen Argumente
gegen die Priesterschaft im Tempel von Jerusalem müssen einen aufgeklärten
Christen unserer Tage er-schrecken.
Jesus
wirft ihnen vor, nur zu reden und nichts zu tun, lässt aber offen, was er von
ihnen erwartet. Ebenso vage bleiben die (Mt 23,4)
"unerträglichen Bürden", welche die Priester den Menschen angeblich
auferlegen.
Den
Vorwurf, sie würden sich ihre Dienste mit Gold bezahlen lassen, darf Jesus den
Herren sowieso nicht machen, nimmt er doch selbst auch Geld an. Durch Arbeit
hat er jedenfalls nie etwas verdient.
Im
Matthäusevangelium (Mt 23,1-39) erinnern diese
fadenscheinigen Beschuldigungen eher an albernes Geschwätz, als an ernst-haften religiösen Disput unter Gelehrten. Die Litanei
endet mit Verfluchungen, Racheschwüren und der drohenden Zerstörung des Tempels
(Mt 24,2): "Es wird hier nicht ein Stein auf dem
andern bleiben, der nicht zerbrochen werde."
Bei
Markus verläuft die Auseinander- setzung etwas
gesitteter. Wenn die Gelehrten Jesus fragen, warum er und seine Jünger das Brot
mit ungewaschenen Händen essen (Mk 7,2), begnügt er
sich damit, diese als (Mk 7,6) "Heuchler"
zu beschimpfen und sie zu belehren (Mk 7,7):
"weil (...) solche Lehren nichts sind als Menschengebote."
Keine
Argumente, keine überzeugenden Erklärungen, keine Fakten! Dabei wollten die
Gelehrten nur wissen, mit (Mk 11,28) "welcher
Vollmacht" Jesus als Messias unterwegs war. Anstatt es ihnen zu erklären
oder ein kleines Wunder geschehen zu lassen, antwortete Jesus trotzig (Mk 11,33): "So sage ich euch auch nicht, aus welcher
Vollmacht ich das tue." Ende der Debatte!
Die
Beleidigungen gehen allerdings weiter (Mk 12,40):
"Sie (die Schriftgelehrten) fressen die Häuser der Witwen und verrichten
zum Schein lange Gebete."
Wahrscheinlich
schwatzten die Beschuldigten den Witwen tatsächlich die Immobilien ab und
verdienten an langen Gebeten höhere Honorare. Aber wo bleiben die Beweise für
diese Vorwürfe? Warum konnte Jesus über solche Missstände nicht vernünftig
reden, ohne dauernd ausfallend zu werden?
Sicher
gab es auch ehrliche Priester, mit denen er gemeinsam die Probleme hätte lösen
können. Als Gottessohn lag ihm die Macht ja in den Händen.
Auch
im Lukasevangelium wird die Frage der Priester nach Jesus' Vollmacht nicht
beantwortet. Stattdessen wirft ihnen der Messias kleinlich ihre Vorliebe für
lange Gewänder und ihren Anspruch, respektvoll gegrüßt zu werden, vor. Das Lamm
Gottes ist nicht großmütig genug, den alten Herren die Ehrerbietung zu gönnen,
obwohl er selbst pausenlos Gehorsam und den blinden Glauben an seine Person
fordert.
Johannes beschreibt die Prozessszene vor dem
Hohen Rat am ausführlichsten. Bei ihm fragen die Priester Jesus über seine Jünger und
seine Lehre aus. Er aber antwortet nur (Joh 18,21): "Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was
ich zu ihnen geredet habe."
Jesus
sieht also keine Notwendigkeit für eine verständliche Antwort und die Priester
schlagen ihm verärgert ins Gesicht. Daraufhin erwidert Jesus (Joh 18,23): "Habe ich übel geredet, so beweise, dass
es böse ist; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?"
Mehr
erfahren wir nicht über diesen bedeutendsten Prozess der Weltgeschichte: keine
konkreten Vorwürfe, keine Anklagen, keine Plädoyers der Verteidigung und
nirgendwo Jesus' Argumente
Auch
vor Pilatus gibt Jesus noch immer keine vernünftigen Antworten. Pilatus fragt
fast bittend (Joh 19,10) "Redest du nicht mit mir?
Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich loszugeben?"
An dieser Stelle hätten ein paar entgegenkommende Worte gereicht und es hätte
nie eine Kreuzigung gegeben.
Nie
hätten Christen Juden dafür verantwortlich gemacht und sie millionenfach
getötet.
Jesus
bleibt in allen Evangelien stur (Mt 27,14): "Und
er antwortete ihm nicht auf ein einziges Wort."
Stattdessen
erklärt er ungefragt seinen himmlischen Vater zum eigentlichen Verursacher
dieses Dramas (Joh 19,11): "Du (Pilatus) hättest
keine Macht über mich, wenn es dir nicht von oben her gegeben wäre. Darum: der
mich dir überantwortet hat, der hat größ-ere
Sünde."
Was
dieser Satz bedeuten soll, hat schon viele Theologenköpfe zum Rauchen gebracht.
War nun Gott der Übeltäter und eigentliche Sünder?
Es
sollte uns im höchsten Maße verwunderlich scheinen, dass Jesus zu keiner Zeit
auch nur einige wenige glaubhafte Argumente zu seiner Verteidigung vorbrachte. Alle
Gegenspieler signalisierten deutlich Gesprächsbereitschaft, aber Jesus scherte
sich nicht darum.
Auch
das erweckt den Eindruck, als habe hier einfach ein verurteilter Gottessohn
sterben müssen, damit eine neue religiöse Galions-figur
entstehen konnte. Vor diesem Hintergrund wird der Prozess zu einer Nebensache,
deren Bedeutung allenfalls eine literarische ist.
Starb
Jesus, weil er sich Messias nannte? |
Die
Evangelien beteuern, Jesus' Behauptung, der Messias zu sein, habe ihm den Tod
gebracht. "Doch dieser Ausspruch wäre von den Juden, gleich welcher
Partei, damals keineswegs irgendwie für Gotteslästerung gehalten worden",
widerspricht der Rabbiner Hyam Maccoby.
"Dieser
Titel gehörte in jüdischen Augen zur Königswürde, nicht zur Gottheit. Auch der
Titel "Sohn Gottes" war für Juden (nicht aber für Gnostiker) ein
menschlicher Titel, der zu verschiedenen Zeiten in den hebräischen Schriften
auf Könige wie David, auf ge-wöhnliche Juden und auf
Nichtjuden angewendet wurde."
Die
Bezeichnung "Christus" war zu jener Zeit bei den Juden kein
göttlicher Titel. Jüdische Amtsträger, die man in einer Einsetz-ungszeremonie
mit Öl salbte ("Christos" = der Gesalbte) wurden so genannt.
Selbst
korrupte römische Angestellte konnten mit "Priester Messias"
angesprochen werden. Die Aura von Göttlichkeit und Mystik, die das Wort heute
umgibt, hatte es zu Lebzeiten Jesu mit Sicherheit nicht. Die Vorstellung von
einem göttlichen Messias war zu jener Zeit unbekannt. Die ersten der Zehn
Gebote untersagten die Verehrung eines menschlichen Wesens ausdrücklich.
Schließlich
war Jesus in Galiläa, dem Zentrum des Widerstands gegen Rom, dem Geburtsplatz
der zelotischen Bewegung, aufge-wachsen.
Die Juden hatten also wenig Grund, Jesus umgehend zum Tode zu verurteilen, nur
weil er sich als "Messias" und Retter Israels bezeichnet haben soll.
Selbst
wenn sie an seinen Fähigkeiten gezweifelt hätten, wäre die vage Hoffnung, er
könnte sie vom Joch der Römer befreien und ein neues Reich im Namen Davids
ausrufen, Grund genug gewesen, ihn am Leben zu lassen. Nichts hätten sich die
Juden jener Zeit mehr gewünscht als die Unabhängigkeit von Rom.
Jeder
Aufwiegler, der versucht hätte, die Römer zu vertreiben, wäre bereitwillig als
"Messias" oder "König der Juden" anerkannt worden, selbst
wenn er nicht der Dynastie Davids entstammt wäre.
In
der gesamten jüdischen Literatur gibt es kein Beispiel für eine Person, die
angeklagt wurde, weil sie sich für einen Gottessohn ausgegeben hatte. Erst wenn
Jesus behauptet hätte, Gott der Allmächtige zu sein, hätte das
ernsthafte Konsequenzen haben können (Abgötterei).
Starb
Jesus, weil er sich König nannte? |
Im
Markus- und Matthäusevangelium stellte Pilatus dem gefangenen Jesus nur die
eine Frage (Mk 15,2): "Bist du der König der
Juden?" Jesus rechtfertigte sich nicht, argumentierte nicht, sondern
antwortete nur gelassen (Mk 15,2): "Du sagst
es."
Für
die Bibelschreiber war das Grund genug, ihn ans Kreuz
zu nageln. Dabei taucht die Bezeichnung "König der Juden" in den Pro-zessakten der Evangelien völlig unvermittelt auf.
Nirgendwo werden Ereignisse beschrieben, bei denen diese Selbstbezeichnung ge-äußert wurde.
An
keiner Stelle wird erzählt, Jesus habe durch eine Salbung, eine Ernennung, eine
öffentliche Verkündigung oder eine andere Tät-igkeit
zu erkennen gegeben, dass er diesen Titel beanspruche.
Der
biblische Prozessbericht zeigt auch keinen aufrührerischen Jesus. Entweder war
er es nicht oder aber es wurde im Laufe der Überlieferungen absichtlich an
diesem Bild manipuliert.
Woher
kommt denn die angebliche Angst vor dem "König der Juden"? Angst vor
einem Mann in einfachsten Kleidern der auf ein-em
Esel dahergeritten kommt, keine bewaffneten Anhänger
mit sich führt und keine weltlichen Forderungen stellt?
Ein
solcher Auftritt kann doch die Mächtigen jener Zeit nicht beunruhigt haben.
Wir
dürfen auch davon ausgehen, dass damals wie heute die Welt voll von
Messiasverkündern, Teufelsaustreibern und Phantasten war. Sie alle haben die
Herrschenden auch nicht erschreckt.
Ihre
Sorgen könnte man verstehen, wenn Jesus mit Donner und Blitz vom Himmel
gefahren wäre und den Tempel mit einem Hand-streich
in Schutt und Asche gelegt hätte.
Ich
wüsste auch gern, warum die angeblichen Jünger Jesu nicht verhört wurden? Nur
den Kopf einer politischen Bewegung einzu-sperren und
die Mitglieder links liegen zu lassen, scheint uns höchst unklug. Es hätte ja
plötzlich der nächste verkünden können, "König der Juden" zu sein.
Am Kreuz
gestorben oder bewusstlos? |
Unter
den Augen der Soldaten stirbt Jesus in Golgatha. Oder ist er vielleicht doch
nicht gestorben? War er nur bewusstlos?
Schließlich
hatte ihn ein Soldat mit seiner Lanze in die Seite gestochen und es tropften
Blut und Wasser heraus.
Wie
kann aus einem Toten Blut fließen? Und wie will man erkennen, ob ein in drei
Metern Höhe hängender Mensch wirklich tot ist, ohne seine Augen zu sehen oder
seinen Puls zu fühlen?
Vielleicht
war dem Schwamm mit Essig (mit dem ihm die Frauen kurz zuvor Flüssigkeit
eingeflösst haben) ein Narkotikum beige-mischt und
Jesus wurde nur betäubt. War das alles nur ein geniales Täuschungsmanöver?
Schließlich
konnte jeder damit rechnen, dass man Jesus am Abend vom Kreuz nehmen würde (5. Mose 21,23): "So soll der Leich-nam
nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn am selben Tage
begraben."
Eine
konspirative Gruppe hätte ihn also in der Hoffnung betäuben können, dass er für
tot gehalten am Abend vom Kreuz genommen würde, ohne dass man ihm vorher die
Beine brach.
In
der Regel ließen die Römer die Gekreuzigten gefesselt hängen, bis sie qualvoll
starben, oft durch langsames Verdursten. In unse-rem
Fall setzte sich aber ein reicher Mann aus dem Kreis der Jünger Jesu für diesen
ein.
Die
Wahrscheinlichkeit, dass Jesus zu diesem Zeitpunkt noch lebte, ist also überaus
groß. Auch Pilatus und die Soldaten konnten kaum glauben, dass Jesus im
Gegensatz zu seinen Mitgekreuzigten schon tot sein sollte (Mk
15,44): "Pilatus aber wunderte sich, dass er schon tot sei".
Als
Lebenszeichen könnte die blutende Stichwunde gelten, die ihrerseits den Tod
nicht hätte herbeiführen können.
Der
ehemalige Chef der Narkoseabteilung des Glasgow Royal Infirmary,
Dr. W.B. Primrose, geht in einem Buch zu diesem Thema davon aus, dass Christus
lebendig ins Grab gelegt wurde: "In diesem speziellen Falle sind wir mit
der Tatsache konfrontiert (...) dass nach dem Lanzenstoß immer noch
Blutzirkulation vorhanden war." Diese aber hört mit dem letzten Herzschlag
auf.
Die
Frage, ob Jesus tot oder nur bewusstlos war, ist eine der wichtigsten in
unserem Thema. Jesus' Erlösertod und die anschließende Auferstehung sind
schließlich die elementaren Grundpfeiler der christlichen Religion.
In
ihnen liegt der riesige Unterschied zwischen einem normalen, sterblichen Mann
wie Du und ich und einem für die Sünden der Menschen gestorbenen, zum Himmel
aufgestiegenen Gottessohn.
Sollte
Jesus nämlich nur bewusstlos gewesen sein, wären wir nicht erlöst worden und
beteten vielleicht deshalb noch immer ergeb-nislos
"Komm, o Herr und erlöse uns!"
Die
unbemerkte Auferstehung Jesu aus dem Grab |
Bis
zu diesem Zeitpunkt unserer Bibelexkursion könnte Jesus noch immer ein
menschlicher Lehrer, Prediger oder umherziehender Vagabund gewesen sein. Erst
die Auferstehung würde aus ihm einen Gott oder einen Gottessohn machen.
Deshalb
ist es besonders wichtig, die Authenzität der
Auferstehung zu hinterfragen. Schon Paulus sah das so (1. Kor 15,14): "Ist
aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch
euer Glaube vergeblich." Der christliche Glaube ist in erster Linie ein
Auferstehungsglaube.
Doch
ausgerechnet über die Auferstehung erzählen die Evangelien nichts! Das leere
Grab allein soll der Beweis für das Wunder der Himmelfahrt sein. Auch spätere
Bibelautoren wie Paulus schweigen über den Hergang der Auferstehung.
Kein
Evangelist übermittelt uns, wie Jesus von den Toten auferstanden ist. Es könnte
genauso gut sein, dass er nur erschöpft und be-wusstlos
vom Kreuz genommen, zugedeckt und in ein Höhlengrab gelegt wurde. Am nächsten
Tag wäre er dann in der Kühle des Grabes wieder aufgewacht. Er hätte den Stein
vom Eingang wegrollen und sich heimlich verdrücken können.
Diese
Vermutung wurde schon früh geäußert und immer wieder heftig diskutiert. Einige
behaupten sogar, Jesus hätte nach der Kreuzigung nicht mehr in Palästina leben
können und sei nach Indien ausgewandert. Schließlich war er ein zum Tode
Verurteilter.
Im
Osten soll er als Yuz Asaf
Wunder gewirkt haben. Noch heute kann man in Srinagar,
der Hauptstadt des nordindischen Kasch-mir, sein
angeblich endgültiges Grab besichtigen.
Angesichts
dieser Widersprüche machte sich schon Goethe über die Bibelschreiber lustig:
"Offen stehet das Grab. Welch herrlich Wunder, der Herr ist auferstanden!
Wer's glaubt! Schelmen, ihr trugt ihn ja weg."
Was
war nun wirklich geschehen? Am Sabbat (Freitagabend bis Samstagabend) besuchten
Maria Magdalena und Jakobus' Mutter (die eigentlich auch Jesus' Mutter hätte
sein müssen) das Grab. Da bebte die Erde schon wieder und ein Engel im weißen
Kleid stieg in der Gestalt eines Blitzes vom Himmel.
Die
Grabwächter - von denen nur Matthäus berichtet - fielen vor Schreck bewusstlos
zu Boden. Der Engel kam aber nur auf die Er-de herunter, um den Frauen
mitzuteilen (Mt 28,6): "Er ist nicht hier; er
ist auferstanden, wie er gesagt hat."
Im
Markusevangelium besuchen Maria und Maria Magdalena am Sonntag das Grab. Bei
sich haben sie wohlriechende Öle, um den Leichnam Jesu zu salben. Die Frauen
sind erstaunt über das offen stehende und unbewachte Höhlengrab.
Drinnen
finden sie keinen Toten, sondern einen Jüngling, der ihnen anvertraut (Mk 16,6): "Er ist auferstanden, er ist nicht
hier."
Mehr
Informationen gibt es nicht.
Nach
Matthäus und Markus hatte Jesus also kaum 24 Stunden im Felsengrab verbracht (Mt 28,1), obwohl die Bibel drei Tage Ruhe-pause
vor der Auferstehung voraussagte (Mt 12,40): "So wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im
Schoß der Erde sein."
Maria
Magdalena ist eine ziemlich unzuverlässige Augenzeugin, hatte ihr doch Jesus
erst kurz zuvor (Mk 16,9) "sieben böse Geist-er" ausgetrieben. Heutzutage würde man sie
wahrscheinlich als psychisch (Lk
8,2) krank bezeichnen.
Eine solchermaßen angeschlagene
Frau hatte also als erste Person verschwommen den auferstandenen Christus
wahrgenommen.
Ohne
ihn gleich zu erkennen sah sie (Joh 20,14):
"Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist."
In
einem Punkt der Auferstehungs- geschichte sind sich
die Evangelisten also einig: Niemand hat Jesus' Leichnam gesehen, nie-mand hat ihn auferstehen sehen und alle fanden nur das
Grab leer vor.
Eine
andere Frage drängt sich auf: Warum versteckte sich Jesus nach seiner
Auferstehung?
Das
zuvor lautstark angekündigte Ereignis war nun endlich geschehen, aber Jesus
musste sich mit seinen Jüngern hinter verschloss-enen
Türen treffen (Joh 20,19): "Am Abend aber dieses
ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen ver-schlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und
trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!"
Als
auferstandener Gottessohn hatte er doch von Tempelpriestern und Römern nichts
mehr zu befürchten. Jetzt wäre die Gelegen-heit
gewesen, all jene, die nicht an ihn geglaubt hatten, mit einer kurzen
Erscheinung am Himmel zu beschämen.
Schließlich
hatte der Superstar der Christenheit seinen Feinden angekündigt (Mt 26,64): "Von nun an werdet ihr sehen den Mensch-ensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen auf
den Wolken des Himmels."
Ja,
er prahlte sogar (Mt 28,18): "Mir ist gegeben
alle Gewalt im Himmel und auf Erden."
Ein
Messias, der nach seinem Tod aufersteht, sich vor seinen Feinden versteckt und
auf Nimmerwieder- sehen verschwindet, soll der Sohn
eines allmächtigen Gottes sein?
Im Körper
oder im Geist auferstanden? |
Einem
kritischen Leser fällt die Unsicherheit der Evangelienschreiber darüber auf, ob
Jesus nun leibhaftig oder geistig auferstanden war. Während die Jünger den
Auferstandenen so undeutlich wahrnahmen, dass man an eine spirituelle
Erscheinung denken könnte, bestand Jesus immer wieder auf seine körperliche
Anwesenheit (Lk 24,39): "Fasst mich an und seht;
denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen."
Er
forderte die Jünger auf, ihn anzuschauen und aß mit ihnen gemeinsam gebratenen
Fisch. Angeblich hinterließ er sogar Fußspur-en, die
man nach den Beteuerungen des Kirchenlehrers Beda noch im 8. Jahrhundert
gesehen haben will.
Bei
Johannes ist der Auferstandene ein physischer Körper, aber auch ein blutleerer
Geist. Einerseits
ist er so sehr Leib, dass der Jüng-er Thomas
seinen Finger in ein Wundmal legen kann, andererseits auch so gespenstisch,
dass er vor Maria Magdalena durch die Tür schwebt.
Schon
die Evangelisten hatten also Mühe, den Wesenszustand eines Auferstandenen zu
beschreiben.
Bei
Johannes, dem jüngsten Evangelienschreiber, hat Jesus sogar noch die Macht über
seinen eigenen Tod gewonnen. Mehr und mehr wird er zu einem Gott, der sein
Leben frei hergeben und "wiedernehmen" kann (Joh
10,18): "Niemand nimmt es von mir, son-dern ich
selber lasse es. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen."
Trotz
aller Zweifel bezeugen die Evangelisten im Grunde eine fleischliche Wiederkunft
und erwarten Jesus als menschlichen Herr-scher, der
körperlich in das Geschehen der Welt eingreifen wird (Mt
28,18): "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden."
Erst
Paulus, enttäuscht vom jahrzehntelangen Warten und unter dem Einfluss
gnostischer Ideen vom gefangenen Geist im sündhaft-en
Körper, spricht nur noch von einem geistigen Leib, der aufsteigt (1. Kor
15,44): "Es wird gesät ein natürlicher Leib und es wird auferstehen ein
geistlicher Leib."
Wann kommt
Jesus wieder? |
Wann
wird Jesus wiederkommen? Wann wird er das Reich Gottes endlich ausrufen? Dies
ist eine der wenigen Fragen, die in der Bi-bel
unmiss- verständlich und immer wieder einhellig beantwortet wird. Wir lesen
dort ganz klar und unverschlüsselt, geschrieben im Jahre 80 oder 90: (Mt 10,7): "Das Himmelreich ist nahe
herbeigekommen."
Jesus
hätte also schon vor 2000 Jahren sein Reich errichten sollen. Leider warten wir
noch immer vergebens und beten inbrünstig: "Komm, Herr Jesus! Komm!"
Die ganze Sprache der Evangelien deutet zweifellos auf die Naherwartung des
"Reich Gottes" hin.
Jesus
versprach seinen Jüngern (Mt 10,23): "Wahrlich,
ich sage euch: Ihr werdet (mit eurer Mission) mit den Städten Israels nicht zu
Ende kommen, bis der Menschensohn kommt."
Er
wurde nicht müde, auf seine baldige Wiederkehr hinzuweisen (Mt
16,28 und Lk 9,27):
"Es stehen einige hier, die werden
den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem
Reich."
Auch
Markus zitierte Jesus' Versprechen
(Mk 13,30): "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht
wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht."
(Mk 9,1): "Und er sprach zu ihnen (den Jüngern):
Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmek-ken, bis sie sehen das Reich Gottes kommen mit
Kraft."
Die
Jünger werden also noch zu Lebzeiten Jesus' Wiederkehr erleben.
(Mk 13,30): "Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht
wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht."
(Mt 10,23): "Wenn sie euch aber in einer Stadt
verfolgen, so flieht in eine andere. Wahrlich, ich sage euch (den Jüngern): Ihr
werdet (mit eurer Mission) mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis
der Menschensohn kommt."
(Mt 16,28): "Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige
hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kom-men sehen in seinem Reich."
Die
Apostel Markus, Matthäus und Lukas behaupten also einhellig, zu wissen, wann
Jesus Reich errichtet werden wird. Alles eine Lüge?
(Offb 1,3): "Selig ist, der da liest und die da hören
die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit
ist nahe."
(Offb 3,11): "Siehe, ich komme bald; ..."
(1.
Jh 2,18): "Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört
habt, dass der Antichrist kommt, so sind nun schon viele Antichrist-en
gekommen; daran erkennen wir, dass es die letzte Stunde ist."
(Phil
4,5): "Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!"
(Hebr 1,2): "... hat er in diesen letzten Tagen zu uns
geredet durch den Sohn, ..."
(Hebr 10,37): "Denn nur noch eine kleine Weile, so wird
kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben. ..."
(Jak 5,8): "Seid auch ihr geduldig und stärkt eure
Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe."
(1.
Petr 4,7): "Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun
besonnen und nüchtern zum Gebet."
Auch
Pulus versprach seinen Gemeinden immer wieder, dass
sie die Wiederkehr noch persönlich miterleben werden (1. Thes.
4,15): "Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, daß wir, die wir
leben und übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht
zuvorkommen werden, die entschlafen sind."
Wenn
wir in der Bibel auch immer wieder Unklares oder Missverständliches lesen, in
dieser Frage scheint Einigigkeit zu herrschen. Nur
gut, dass wir heute wissen, dass sie alle unrecht hatten.
Jesus
Wiederkehr und das Reich Gottes |
Nach
Kreuzigung und Auferstehung hätte endlich das lang ersehnte Ende der bisherigen
Welt anbrechen sollen. Aber der kosmische Umbruch und der irdische Triumph Jesu
blieben, wie wir alle wissen, bis heute aus. Dabei war sich Lukas noch sicher
gewesen, Je-sus (Lk 24,21)
"sei es, der Israel erlösen werde", doch damit hatte er sich schon
wieder geirrt.
Was
hätte nicht alles nach der Auferstehung mit den Menschen geschehen sollen, wenn wir an die
vielen Versprechungen Jesu denk-en (Mk 16,17-19): "Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da
glauben, sind diese: in meinem Namen werden sie böse Geist-er
austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn
sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie
die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden."
Wer
also glaubt, soll nun Schlangen aufheben und gefahrlos Gift trinken können.
Tolle Fähigkeiten! Aber in den vergangenen 2.000 Jahren ist mir trotz der
riesigen Zahl tief gläubiger Menschen noch niemand begegnet, der einen
tödlichen Schlangenbiss und einen Gifttrank überlebt hat.
Jesus
war in seinem Sendungsbewusstsein fest davon überzeugt, das Himmelreich käme
noch zu Lebzeiten seiner Jünger.
Die
ganze Sprache der Evangelien deutet zweifellos auf diese Naherwartung des
"Reich Gottes" hin (Mt 10,7): "Das
Himmelreich ist nahe herbeigekommen." Jesus versprach seinen Jüngern (Mt 10,23): "Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet (mit
eurer Mission) mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis der
Menschensohn kommt."
Er
wurde nicht müde, auf seine baldige Wiederkehr hinzuweisen (Mt
16,28 und Lk 9,27):
"Es stehen einige hier, die werden
den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem
Reich."
Auch
Markus zitierte Jesus' Versprechen (Mk 13,30):
"Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies all-es geschieht."
Kein
Evangelium lässt die Frage offen, wann das Himmelreich auf Erden anbrechen wird
(Joh 1,51): "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herabfahren über dem Menschensohn." Nichts ist
passiert!
Das
Alte Testament war noch viel deutlicher gewesen. Dort sollten die gläubigen
Menschen gleich zusammen mit dem Messias aus
ihren
Gräbern steigen und mit ihm gemeinsam im neuen Gottesreich leben (Hos 6,2): "Nach zwei Tagen wird er uns heilen, am dritt-en Tag werden wir auferstehen und vor ihm
leben."
Johannes
der Täufer frohlockte vor seinen Glaubensgenossen (Mt
3,2) "Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!" und der
heilige Apostel Paulus weiß um das Jahr 100 angeblich, wann die letzten Tage
anbrechen (Hebr 1,1-2): "Nachdem Gott vor-zeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu
den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet
durch den Sohn."
Die
Kirche weiß um dieses Problem und Karl Rahner, ein
katholischer Theologe, gibt zu, dass wir "unbefangen, ehrlich, nüchtern
und deutlich zugeben müssen, dass es bei Jesus wirklich eine zeitliche
Naherwartung gegeben hat, die so, wie er sie sich ‚vorstellte' und in seinen
Worten formulierte, sich nicht erfüllt hat."
Natürlich
lautet seine Schlussfolgerung aus diesem Dilemma, das katholische Dogma immer
vor Augen, dass die Naherwartung eb-en eine Erwartung
sei, deren Countdown noch immer laufe. (Seit 2000 Jahren!)
Andere
Bibelkenner meinen, das Reich Gottes werde eben nicht auf dieser Welt
errichtet, sondern jeder gute Christ werde es nach dem Tod im Himmel erfahren.
- Nur sagt davon die Bibel nichts!
Wieder
andere halten dieses Reich Gottes für bereits unsichtbar gegenwärtig, man könne
es aber nur wahrnehmen, wenn man Jesus' Verkündigung für wahr halte. Es wachse
Tag für Tag in den Herzen der Gläubigen und sei in der Kirche lebendig. Das mag
ja sein, ist aber mit Sicherheit nicht die Aussage der Bibel.
Wie
man es auch dreht und wendet, es bleibt so, wie es der Autor Werner Zager aus Bochum in seinem Buch über Jesus richtig sagt:
"In
diesem Punkt hat sich Jesus von Nazareth geirrt."
Johannes
war sich sicher, dass nicht nur die Lebenden, sondern sogar die Toten die
Wiederkehr Jesu vernehmen werden (Jh. 5,28): "Wundert euch darüber nicht.
Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme
hören werden."
Jedem
guten Christen würde es besonders schmeicheln, wenn diese letzten Tage
ausgerechnet zu seinen Lebzeiten ausbrechen würd-en.
So erwartete auch Martin Luther das Weltgericht ausgerechnet zu seiner eigenen
Lebenszeit.
Seine
Reden aus dem Jahr 1524 zum Jüngsten Tag verraten seinen sehnlichen Wunsch:
"Ich hoffe ja, der Tag sei nicht weit, und wir wollen ihn noch
erleben."
Der
Apostel Paulus glaubte anfangs genau wie die Evangelisten, die Wiederkehr Jesu
stünde kurz bevor. Immer wieder beschwor er in seinen frühen Briefen das
baldige Kommen des Erlösers (1. Kor 7,29): "Das sage ich aber, liebe
Brüder: Die Zeit ist kurz."
Was
bedeutet eigentlich dieses längst überfällige Gottesreich? Der Evangelist Lukas
warnt uns gleich, dass man es nicht wird sehen können (Lk
17,20): "Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten
kann."
Geradezu
konträr prophezeit es Matthäus, der es mit unübersehbaren Zeichen am Himmel
erwartet (Mt 24,29): "Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird
die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne
werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken
kommen."
Klar
ist bei allen Evangelisten, dass Jesus höchstpersönlich in führender Position
dabei sein und lebend unter uns weilen wird (Lk
22,30): "Und ich will euch das Reich zueignen, wie mir's
mein Vater zugeeignet hat, dass ihr essen und trinken sollt an meinem Tisch in
meinem Reich."
Das
Reich Gottes sollte aber nach bibeltreuer Auslegung kein Himmelreich, sondern ein
irdisches und mächtiges Königreich sein (Lk. 1,32):
"Und Gott der Herr wird ihm (Jesus) den Thron seines Vaters David
(Gründervater Israels) geben, und er wird König sein über das Haus Jakob
(Israel) in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben." Leider bis
heute alles gelogen.
Jesus
machte seinen Jüngern auch unmissverständlich klar, wem dieses Reich Gottes
gehören sollte (Lk 12,32): "Denn es hat eurem
Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben." Also sind
die Juden die Glücklichen. Andere Völker, die Gott ja auch geschaffen hab-en soll, können sehen, wo sie bleiben. Und von Christen
ist sowieso nirgendwo die Rede.
Paulus
wusste angeblich genau, wie der Wandel zum Gottesreich vorgehen werde und
versprach: (1. Thes. 4,17): "Denn er selbst, der
Herr, wird (...) herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus
gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben (...) mit ihnen
entrückt werden auf den Wolken in die Luft."
"Wann
kommt Jesus wieder?" - "Wie sieht das Jüngste Gericht aus?"
Jesus'
Irrtümer und falschen Versprechungen |
Jesus
verkündete und versprach seinen Zeitgenossen vieles, das (auch nach
2000 Jahren) nicht eingetreten ist und er irrte sich in viel-en
Fragen, vor allem in wichtigen. Ein paar Beispiele:
Bevor
das Weltgericht anbricht und der Messias zurückkehrt, erwartete man im damaligen
Judentum die Wiederkehr des Propheten Elia. Als die Jünger Jesu nach diesem
Vorzeichen fragten, erklärte er ihnen, dass Elia bereits unter unter uns und demnach das Ende der Zeit ganz nah sei (Mk 9,11-13) "Und sie (die Jünger) fragten ihn (Jesus)
und sprachen: Sagen nicht die Schriftgelehrten, daß zu-vor
Elia kommen muß?" Jesus antwortet (Mt 17,12):
"Elia ist schon gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt"
Leider
irrte sich Jesus. Es gab keine Wiederkehr von Elia und die damit erwartete
Erneuerung des Judentums und die Befreiung von den römischen Besatzern ist nie
eingetreten.
Jesus
verspricht, Wünsche in Gebeten zu erfüllen (Joh
14,14): "Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich
tun." Er gibt so etwas wie eine Erfüllungsgarantie, wenn er sagt (Mt 21,22): "Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will
ich tun."
Natürlich
werden jeden Tag Abermillionen von Gebeten und Wünschen im Namen Jesu nicht
erfüllt. Der bibeltreue Leser wird nun sagen, die Menschen haben eben zu wenig
stark geglaubt, ihre Zweifel waren zu groß. Leider aber liegt es in der Natur
des Mensch-en zu zweifeln. Erst recht, wenn Zweifel
ausdrücklich verboten sind, sind sie geradezu vorprogrammiert.
Mit
dem Wissen um diese menschliche Schwäche kann jeder Versprechungen abgeben und
die Nichterfüllung mit Zweifel ent-schuldigen.
Jesus
behauptete, der erste zu sein, der in den Himmel aufgestiegen ist (Jh 3,13): "Und niemand ist gen Himmel aufgefahren
außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn."
Wieder irrte Jesus. Schon Henoch (Hebr.
11,5) und lange vor ihm Elia (2. Kön 2,11) sind in
den Himmel aufgestiegen.
Nach
Jesus' Auferstehung soll er zunächst von Kephas und
dann von den zwölf Jüngern gesehen worden sein (Kor. 15,4). Das kann aber nicht
sein. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Judas nämlich bereits erhängt und der
"Ersatzjünger", ein gewisser Matthias (Apo
1,23), war noch nicht gewählt worden.
Jesus
behauptete (Jh 14,12): "Wer an mich glaubt, der
wird die Werke auch tun, die ich tue, und er wird noch größere als diese
tun."
Nach
seinen Worten sollten die Gläubigen also noch größere Wunder vollbringen, als
er (Mk 16,18): "Auf Kranke werden sie die Hände
legen, so wird's besser mit ihnen werden."
Wieder irrte Jesus, denn die Wundertäter,
die wie er Tote erwecken konnten, blieb-en bisher
aus.
Über
viele Verse hinweg verfluchte Jesus die Pharisäer (Mt
23,13) "Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler." Und warf
ihnen alles möglich vor.
Aber
Jesus irrte sich hier. Historisch gesehen waren die Pharisäer, damals eine
kleine Gruppe, stets darum bemüht, die mosaischen Gesetze einzuhalten. Sie
waren sogar besonders beliebt in der Bevölkerung, weil sie sich um die Armen
kümmerten, was histor-ische, außerbiblische Quellen
belegen.
Theologen
halten deshalb diese Bibelbeschimpfungen für nachträglich eingefügt, um die
konkurrierende Judensekte zu verunglimpf-en.
Jesus
behauptete (Jh 7,38): "Wer an mich glaubt, wie
die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers
fließen." Wer also an Jesus glaubt, der wird diesen Glauben wie lebendiges
Wasser an andere Menschen weitergeben können.
Das
verstehen wir alle gut. Aber wo steht das in den alten Schriften? Generationen
von Theologen haben vergebens danach gesucht, denn schließlich behauptete Jesus
"wie die Schrift sagt".
Weiter
sagte Jesus zu seinen Jüngern (Mt 22,31) :"Habt
ihr denn nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von
Gott, der da spricht (2. Mose 3,6)." Dieser Vers
von Mose existiert zwar, aber er sagt mit keinem Wort
irgend etwas von der Auferstehung der Toten.
Jesus
prophezeite, er werde vor seiner Auferstehung 3 Tage und 3 Nächte im Grab
liegen bleiben (Mt 12,40): "Denn wie Jona drei
Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der Menschensohn drei
Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein."
In keinem der Evangelien
bleibt Jesus aber so lange im Totenreich.
Verwirrend
auch Jesus' Prophezeiung zu dem Verbrecher, der neben ihm gekreuzigt wurde (Lk 23,43): "Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit
mir im Paradies sein." Jesus wollte doch 3 Tage und 3 Nächte warten.
Jesus
versprach jenen, die Haus und Hof aufzugeben bereit waren, um ihm zu folgen,
materiellen Reichtum und danach ewiges Leb-en (Lk 18,30): "Es ist niemand, der Haus oder
Frau verläßt um des Reiches Gottes willen, der es nicht
vielfach wieder empfange in dies-er Zeit (bei Markus
steht 10,30): "jetzt in dieser Zeit", (also noch zu Jesus
Lebzeiten) und in der zukünftigen Welt das ewige Leben."
Neue Freunde haben die Jünger
in ihrer Gefolgschaft vielleicht gefunden, den versprochenen Reichtum mit
Sicherheit aber nicht.
Das
Versprechen hört sich auch wie Bauernfängerei an und passt eigentlich schlecht
zum allgemeinen Jesus-Verständnis.
Der
größte Irrtum Jesu war wohl die völlig falsche Einschätzung der Konsequenzen
seines Handelns. Jesus wollte mich Sicherheit keine Loslösung vom Judentum,
pochte auf die Einhaltung der bestehenden Gebote und dachte nicht an die
Gründung einer neuen Religion oder Kirche.
Wir
alle kennen Jesus' Vergleich mit dem Senfkorn, der in drei Evangelien erwähnt
wird (Mt 13,32): "Das ist das kleinste unter all-en Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es
größer als alle Kräuter und wird ein Baum."
Leider
irrte Jesus wieder. Das Senfkorn ist botanisch gesehen nicht das kleinste unter
den Samenkörnern (auch nicht im damaligen Heiligen Land) und es wird keineswegs
so groß wie ein Baum und wird auch niemals alle anderen Pflanzen überragen
(Max. mög-liche Größe 3,30 Meter).
Zahlreich sind die Irrtümer und manche hören sich auch
kleinlich und engstirnig an. Es wäre auch nicht der Rede wert, sie zu erwähn- en,
wäre da nicht die große Anzahl von Widersprüchen, Irrtümern und
Unmöglichkeiten. Erst diese große Summe macht das gesamte Werk unglaubwürdig.